: Andreas Winkelmann
: Nicht ein Wort zu viel Thriller
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644011434
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wenn jedes Wort über Leben und Tod entscheiden kann - der neue Thriller von Nr.-1-Bestsellerautor Andreas Winkelmann.  «Erzähl mir eine spannende Geschichte. Sie darf fünf Wörter haben. Sonst muss dein Freund sterben.» Was wie ein schlechter Scherz klingt, wird grausame Wirklichkeit. Buchbloggerin Faja traut ihren Augen nicht, als sie ihren Kollegen Claas vor sich auf dem Bildschirm sieht: geknebelt, gefesselt, in Todesangst. Die Botschaft ist an sie persönlich gerichtet. Faja hat keine Ahnung, warum. Oder wer dieses perfide Spiel mit ihr treibt. Doch Claas und sie bleiben nicht die einzigen Opfer ...  Steckt ein ausgeklügelter Plan hinter der «Challenge» oder purer Wahnsinn?

In seiner Kindheit und Jugend verschlang Andreas Winkelmann die unheimlichen Geschichten von John Sinclair und Stephen King. Dabei erwachte in ihm der unbändige Wunsch, selbst zu schreiben und andere Menschen in Angst zu versetzen. Heute zählen seine Thriller zu den härtesten und meistgelesenen im deutschsprachigen Raum. In seinen Büchern gelingt es ihm, seine Leserinnen und Leser von der ersten Zeile an in die Handlung hineinzuziehen, um sie dann, gemeinsam mit seinen Figuren in ein düsteres Labyrinth zu stürzen, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt. Die Geschichten sind stets nah an den Lebenswelten seines Publikums angesiedelt und werden in einer klaren, schnörkellosen Sprache erschreckend realistisch erzählt. Der Ort, an dem sie entstehen, könnte ein Schauplatz aus einem seiner Romane sein: der Dachboden eines vierhundert Jahre alten Hauses am Waldesrand in der Nähe von Bremen.

5


Da sie nicht glauben konnte, was sie sah, zog Faja Bartels das Bild mit zwei Fingern größer. Aber es stimmte. Claas saß auf einem Stuhl. In seinem Mund steckte ein Knebel, seine Augen waren weit aufgerissen, sein Körper war mit Frischhaltefolie umwickelt. Augenscheinlich war er damit an den Stuhl gefesselt.

Sie hätte das Video gern gestartet, um zu schauen, was für einen Mist Claas sich wieder ausgedacht hatte, damit er nicht zugeben musste, neidisch auf ihren Abend zu sein, traute sich aber nicht. Es waren noch zu viele Menschen im Buchladen, ein Bienenstock, in dem es summte und surrte. In den engen Gängen kam es zu Kollisionen, Sektgläser klirrten, das Stimmengewirr nahm noch zu, jetzt, da sich die Anspannung legte.

Hundertunddrei Gäste waren gekommen, zumeist Frauen, und bis auf ein paar wenige ließen sich alle ihr Buch signieren. Erfahrungsgemäß dauerte es eine Stunde, bis auch die letzten Gäste den Laden verlassen hatten. Faja hatte jetzt keine Zeit für Claas’ morbiden Humor, auch wenn sie ihn sonst mochte. Sollte jemand ihrer Chefin erzählen, dass sie ins Handy gestarrt hatte, statt sich um die Gäste zu kümmern, hing eine Woche der Ladensegen schief.

Also schlüpfte sie in ihre Rolle als Gastgeberin, von der sie selbst wusste, dass sie ihr nicht stand. Sie bekam es hin, und vielleicht merkten die Gäste nicht, wie schwer ihr die nötige Extrovertiertheit fiel, sie aber spürte es. In jeder Faser ihres Körpers und jeder Synapse ihres Hirns. Morgen früh würde sie mit einem Kater erwachen, für den sich andere betrinken mussten. So war das eben, wenn man über seinen Möglichkeiten handelte.

In den ersten Minuten dachte sie noch an Claas und sein verrücktes Video, dann vergaß sie es. Der Laden leerte sich, am Ende blieben nur noch Sanford und sie zurück. Irgendwo lungerte noch Dirk herum und wartete darauf, die Stühle rauszutragen.

Sanford sah sie an. Seine Augen fast schwarz, sein Blick fest, tief und einschüchternd. Die Brille hatte er sofort nach der Lesung weggesteckt. Vielleicht tat sie seiner Eitelkeit nicht gut.

«Ich danke Ihnen für die Einladung. Das war ein sehr interessanter Abend», sagte er mit so tiefer wie weicher Stimme.

«Unsere Kunden lieben Ihr Buch.»

«Ich würde mich gern revanchieren», überging Sanford das Kompliment. «Mit einer Einladung meinerseits. Wie sieht es aus, wollen wir noch gemeinsam etwas trinken?»

Während er sprach, machte er einen Schritt auf Faja zu und kam ihr damit viel zu nahe. Es lag noch ein Meter Abstand zwischen ihnen, aber irgendwas in seinen Augen negierte diesen Meter. Anzüglichkeit und Überlegenheit, gepaart mit Gier.

Faja begann zu schwitzen.

«Tut mir leid … ich … ich muss noch aufräumen … morgen … der Laden öffnet um neun, dann m