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Jolie
Als ich mit meinem Auto vor meinem Haus angekommen bin, bleibe ich noch sitzen, um die Musik auf mich wirken zu lassen.
Jetzt bin ich sechsundzwanzig Jahre alt und nach einem Zwölf-Stunden-Arbeitstag komme ich in mein Haus, um mir eine Tiefkühlpizza in den Ofen zu schieben und Wiederholungen vonFuller Houseanzuschauen. Das liegt vor allem daran, dass ich immer noch sauer auf Guin bin. Kein Wunder, nach dem, wie sie sich neulich inSmithy’s Barbenommen hat. Sie ist doch tatsächlich mitAmerica’s Most Wantednach Hause gegangen.
Was zum Teufel ist aus meinem Leben geworden?
Gerade als ich tief durchatme und den Motor abstellen will, fährt ein laut rumpelndes Auto die Straße entlang und reißt den Spiegel meines BMW X7 ab.
»Das soll doch wohl ein Witz sein!«, rufe ich und sehe verblüfft zu, wie der schwarze Mustang, ohne anzuhalten, die Straße hinunter rast.
In diesem Moment holt mich der ganze Stress der letzten Tage ein. Nicht nur meine Arbeit ist anstrengend, vor allem Richard geht mir auf die Nerven. Er weigert sich anzuerkennen, dass ich die Scheidung will, und das belastet mich. Daher lenke ich meinen SUV wieder auf die Straße und gebe Gas, um dem Mustang zu folgen, dessen Fahrer sich wie ein Verrückter durch den Verkehr schlängelt.
»Scheißkerl«, knurre ich verärgert.
Die Ampel vor uns wechselt auf Gelb, doch er wird nicht langsamer, ganz im Gegenteil. Also folge ich seinem Beispiel, beschleunige und fahre an der Ampel vorbei.
Ein paar Mal biegt er noch ab, um dann vor einer der Biker-Bars auf der Main Street anzuhalten. Verächtlich sehe ich zu, wie der Kerl lässig aussteigt und die Tür hinter sich schließt, als hätte er nicht gerade meinen Spiegel ruiniert und sich dann aus dem Staub gemacht.
Es wäre sicherlich vernünftiger, wenn ich die Polizei verständige und die Beamten das klären lasse. Aber ich bin zu dickköpfig, und er hat genau den richtigen Tag gewählt, um mich auf hundertachtzig zu bringen. Daher stelle ich den Motor ab, springe aus dem Auto und stapfe zum Eingang der Bar, um die Tür aufzureißen. Drinnen halte ich Ausschau nach dem Arschloch in Jeans, schwarzem T-Shirt und grau-weißer Kappe.
Ich finde ihn an der Bar, wo er gerade mit der blonden Barkeeperin flirtet.
»Hey Arschloch!«, rufe ich über die Musik aus der Jukebox hinweg. Ein paar Gäste drehen sich zu mir um, große stämmige Männer mit kahl rasierten Schädeln und Bärten, mein Zielobjekt hat mich aber offenbar nicht gehört.
Ich schaue nach rechts. Ohne nachzudenken, nehme ich die schwarze Achterkugel vom Billardtisch und werfe sie so fest ich kann auf den Typen vor mir. Sie trifft seine Rippen und lässt ihn stöhnend zu Boden sinken.
»Was zum Teufel? Bist du verrückt?«, brüllt er, während er seine Seite befühlt und die Stirn runzelt.
Endlich zahlt es sich aus, dass ich in der Highschool im Softball-Team war.
»Du hast den Seitenspiegel meines BMW abgerissen und bist einfach weitergefahren! Das ist ein brandneues Auto, und du wirst für den Schaden aufkommen. Was für ein Scheißkerl macht so etwas und haut einfach ab? Du bist ja noch nicht einmal