: Monika Peetz
: Die Nacht der Lichter - Die Sommerschwestern Roman
: Verlag Kiepenheuer& Witsch GmbH
: 9783462311020
: Die Sommerschwestern-Romane
: 1
: CHF 10.00
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: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Im zweiten Band der Sommerschwestern-Romane von Monika Peetz kehren die vier Schwestern an ihren Ferienort Bergen an der holländischen Nordseeküste zurück, um das Familiengeheimnis um den Tod ihres Vaters aufzudecken. Eine aufregende Suche nach der Wahrheit vor sommerlicher Urlaubskulisse. Jede Familie hat ein Geheimnis. Die Familie Thalberg hatte zwei. Das Rezept für den besten Käsekuchen der Welt und die Frage, was wirklich in der Sturmnacht geschehen war, in der der Vater verunglückte. In den großen Ferien kehren die vier Sommerschwestern an die holländische Nordseeküste zurück. Der Strandurlaub verwandelt sich in die ultimative Zerreißprobe. Ein mysteriöser Verfolger lässt die Konflikte zwischen den vier Frauen eskalieren. Alles kreist um die entscheidende Frage: Wohin war Johannes Thalberg in der Sturmnacht unterwegs? Jede der Schwestern kennt ein Stück der Wahrheit. Und jede hat etwas zu verbergen.

Monika Peetz studierte Germanistik, Kommunikationswissenschaften und Philosophie in München. Seit 1998 lebt sie als Drehbuchautorin in Deutschland und den Niederlanden. Monika Peetz ist die Autorin der Bestsellerreihe »Die Dienstagsfrauen«. Ihre Romane um die fünf Freundinnen waren SPIEGEL-Bestseller und verkauften sich allein im deutschsprachigen Raum über eine Million Mal. Ihre Bücher erscheinen in 26 Ländern und sind auch im Ausland Bestseller. Bei Kindler Jugendbuch hat sie die Romantrilogie »Herz der Zeit« vorgelegt.
Inhaltsverzeichnis

12. Ablenkungsmanöver


»Für alle Fälle«, sagte Yella. »Wenn wir nachher schwimmen wollen.«

Helen kontrollierte besorgt die Uhrzeit. Ihr Blick fiel wieder auf das geheimnisvolle Hexenhaus von gegenüber, wo immer dieser Schatten herumhuschte.

»Damals wohnte dort ein berühmter Maler«, wusste Yella. »Menschenscheu, aber genial, sagte Papa immer.«

Ganz offensichtlich lebte der Künstler immer noch in dem Haus. An seinem misanthropen Charakter schien sich wenig geändert zu haben. Yella winkte fröhlich, um zu zeigen, dass sie sich von dem heimlichen Beobachter nicht beeindrucken ließ.

»Wenn wir pünktlich sein wollen, müssen wir langsam los …«, sagte Helen.

Ihre Ansage verhallte ungehört. Mit wachsendem Unglauben beobachtete sie, wie Yella und ihre beiden Neffen immer neue Taschen heranschleppten. Sie hatte keine Erfahrung, was für einen Tag mit Kindern notwendig war. Sie konnte sich nicht erinnern, dass ihre eigene Mutter sich so ins Zeug gelegt hatte, wenn sie zum Meer wollten. Die Wahl eines passenden Strandoutfits erforderte ihre ganze Aufmerksamkeit. Helen hatte nie verstanden, wie viel Zeit Henriette Thalberg für so wenig Textilien aufwenden konnte. Nach dreimaligem Umziehen entschied Henriette sich am Ende ja doch für den klitzekleinen korallenroten Bikini. Bei Yella hingegen galt eher die Devise: Mehr ist mehr.

 

»Brauchst du das alles?«, fragte Helen ungläubig.

Mit hochrotem Kopf befestigte Yella ihren halben Hausstand mit Expandern am Leihfahrrad. Auf dem Gepäckträger, in den Fahrradtaschen, selbst am Lenker baumelten Beutel mit Bade- und Sandspielzeug. Yella schleppte immer neue Dinge heran: dicke Pullover,UV-Shirts für die Kinder, Sonnenhüte und Windjacken, Wechselklamotten, Sonnencreme, ein paar Snacks, geschnittenes Obst, Getränke für unterschiedliche Geschmäcker, Bücher zur Unterhaltung, eine Flasche mit Wasser, um Sand und Salz aus den Augen zu spülen, Badelatschen und Strandlaken für vier. Helen vermutete stark, dass sich in einer der Taschen ein komplett ausgestatteter Verbandskasten verbarg. Für alle Fälle.

»Die auch noch«, rief Leo und hastete mit der riesigen Schaufel aus dem Sandkasten heran.

»Und der Drachen?«, fragte Nick. »Du hast versprochen, dass wir Drachen steigen lassen.«

»Und wo lässt du das ganze Zeug, wenn wir beimkorren sind?«, fragte Helen.

»Mist«, antwortete Yella. »Ich habe die Schwimmflügel vergessen.«

Sie verschwand abermals im Haus. Als sie wieder erschien, hatte sie zusätzlich noch einen Windschutz gefunden.

»Das ist eine Strandmuschel. Praktisch, oder?«, freute sie sich. »Passt die vielleicht auf dein Fahrrad?«

Dahinter trabte Leo heran. Im Arm trug er Rudolf. »Er wollte unbedingt mit«, sagte er gequält. »Er hat Angst alleine in dem fremden Haus.«

»Wir fahren mit dem Auto«, beschloss Helen kurzerhand.

 

Als sie von der Eeuwigelaan auf die Rotunde einbogen, bereute sie ihren vorschnellen Beschluss bereits. Links ging es zu den drei Orten, die alle Egmond hießen, geradeaus weiter Richtung Nordsee. Alle Wege führen nach Rom, der zum Strand über die N510, den Zeeweg. Die Landstraße hatte sich für immer in das Gedächtnis der Sommerschwestern gebrannt.

Ihre Fantasie reiste voraus. Helen spürte den Unfallort im Magen, lange bevor er in ihrem Gesichtsfeld auftauchte. Auf der Rückbank malten sich Leo und Nick fröhlich alle Abenteuer aus, die am Meer auf sie warteten. Vorne im Wagen blieb es quälend still