2 Die Poker-Antinomie
Einleitung. Es gibt genau zwei Möglichkeiten, den Ausgang eines Pokerspiels für sich zu entscheiden: und zwar entweder mithilfe der besseren Karten, oder im Zuge eines erfolgreichen Bluffs.
Gleichzeitig scheinen sich diese beiden Alternativen aber gegenseitig zu behindern. Wo man nämlich mit den besseren Karten gewinnen will, darf der Gegenspieler seine Karten nicht wegwerfen. Und wo man seinen Gegenspieler bluffen möchte, darf man nicht auf die Karten hören.
Demgemäß basiert die Funktionsweise von Poker auf einem Zwiespalt, wonach die Karten und der Bluff zwar gleichermaßen spielentscheidend sind, die beiden Möglichkeiten sich aber gegenseitig behindern. Entweder man glaubt, mit den Karten den Bluff schlagen zu können– oder umgekehrt. Wer für die eine Seite argumentieren will, scheint die andere verneinen zu müssen.
Hier haben wir es mit einer ANTINOMIE zu tun. Darunter versteht man einen Widerspruch zwischen zwei Aussagen, die sich beide gleich gut begründen lassen. Man kann demnach sowohl für die Karten, als auch für den Bluff stichhaltige Argumente vorbringen – es kann jedoch nur eines von beiden zum gleichen Zeitpunkt spielentscheidend sein.
Der Zwiespalt zwischen den Karten und dem Bluff ist das Fundament meiner Theorie, und ich bezeichne ihn auch als POKER-ANTINOMIE. In ihrer ursprünglichen Formulierung stellt sich diese wie folgt dar:
STANDARD-FORMEL der Poker-Antinomie
1. analytisch: Die besseren Karten entscheiden das Spiel.
2. aggressiv: Der Bluff entscheidet das Spiel.
Hierbei handelt es sich um