: Elinor Ostrom
: Jenseits von Markt und Staat. Über das Potential gemeinsamen Handelns [Was bedeutet das alles?] - Ostrom, Elinor - Erläuterungen; Analyse - 14179
: Reclam Verlag
: 9783159620770
: Reclams Universal-Bibliothek
: 1
: CHF 6.10
:
: Philosophie: Antike bis Gegenwart
: German
: 109
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wie kann mit natürlichen Ressourcen - z. B. mit Land, Wasser oder Fischbeständen - so umgegangen werden, dass alle Menschen ihre Bedürfnisse befriedigen können? Wie funktionieren gemeinschaftlich verantwortete Institutionen dauerhaft? Diese Fragen haben die US-amerikanische Politikwissenschaftlerin und Umweltökonomin Elinor Ostrom ein Leben lang beschäftigt. 2009 wurde sie als erste Frau mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet, denn ihre Gemeingüter-Forschung gilt als bahnbrechend. Ostrom legt offen, wie kollektives selbstorganisiertes Handeln gelingt, und zeigt, dass es Regulierungsalternativen abseits von Markt und Staat gibt. In ihrer Nobelpreisrede, die hier erstmals in deutscher Übersetzung erscheint, zeichnet Ostrom ihre intellektuelle Lebensreise nach.

Elinor Ostrom (1933-2012), US-amerikanische Politikwissenschaftlerin und Umweltökonomin, wurde 2009 als erste Frau mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Sie war eine der bedeutendsten Commons-Forscherinnen weltweit.

2. Frühe Versuche, ein besseres Verständnis komplexer sozialer Systeme zu entwickeln


Die Idee aus der Mitte des20. Jahrhunderts, die Welt in einfachen Systemen zu fassen, hat sich infolge umfangreicher empirischer Forschung sowie durch die Entwicklung eines Analyserahmens, der mit spieltheoretischen Modellen konsistent ist und für vielfältige Fragestellungen eingesetzt werden kann, allmählich verändert.

A. Erforschung polyzentrischer öffentlicher Dienstleistungen


Durch empirische Studien zur Bereitstellung, Herstellung und Verwaltung öffentlicher Dienstleistungen und gemeinschaftsgetragener Eigentumsregime10 auf verschiedenen Ebenen durch Bürger:innen, lokale öffentliche Unternehmer:innen oder Angestellte im öffentlichen Dienst konnte umfangreiches Wissen geschaffen werden, das nicht durch zwei Modelle für optimale Organisationsformen erklärt werden kann. Im Versuch zu verstehen, ob öffentliche und private Einrichtungen, die in Ballungsräumen Dienstleistungen bereitstellten, tatsächlich chaotisch handelten – wie andere Wissenschaftler:innen behaupteten – oder ob es sich um potentiell produktive Arrangements handelte, führten Vincent Ostrom, Charles Tiebout und Robert Warren das Konzept der Polyzentralität ein.

›Polyzentrisch‹ bedeutet, dass es viele Zentren der Entscheidungsfindung gibt, die formal voneinander unabhängig sind. Ob sie tatsächlich unabhängig voneinander funktionieren oder vielmehr ein interdependentes System von Beziehungen darstellen,