2. KAPITEL
Bailey sah Mrs. Claus noch mit den Augen rollen, bevor sie ihm ihren Rücken mit dem Reißverschluss zuwandte.
„Bist du von Natur aus so uncharmant oder hast du das üben müssen?“, zickte sie zurück.
„Reiner Selbstschutz“, sagte er entwaffnend ehrlich. „Ich weiß, ich hab’s vergeigt. Es war mir aber auch schon vorher klar gewesen, dass es so kommen würde. Deshalb wollte ich die albernen Klamotten erst gar nicht anziehen und einen auf fröhlich machen.“
„Hast du jemals versucht, einfach fröhlich zusein, anstatt nur so zu tun?“, fragte sie, als er den Reißverschluss runterzog.
„Durchaus. Hat aber nicht so geklappt.“
„Schade.“ Sie zog ihre Arme aus den Ärmeln des Mieders hervor, ließ das Kleid fallen und trat heraus – in einem eng anliegenden, tief ausgeschnittenen weihnachtsroten Pulli und Skinny Jeans in kniehohen Stiefeln.
Fürdie Kurven braucht sie glatt einen Waffenschein! dachte Bailey. Rasch wandte er seinen Blick aus der Gefahrenzone ab, zog Santas Hosenträger herunter und ließ die überdimensionierte Hose zu Boden gleiten. Darunter trug er ein langärmeliges T-Shirt mit Knopfleiste und eine alte Jeans. Er nahm sein Flanellhemd, das er ausgezogen hatte, bevor er sich in Santa verwandelte, vom Stuhl und zog es über das T-Shirt.
Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie Mrs. Claus ihr Kostüm ordentlich zusammenfaltete und in einer Tüte verstaute. Sie kam ihm definitiv bekannt vor, doch ihr Name fiel ihm nicht ein.
Bevor er sie danach fragen konnte, klopfte es an der Tür.
„Herein!“, sagten sie beide wie aus einem Munde, und ihr unwillkürliches Lächeln machte Mrs. Claus nur noch attraktiver.
Annie steckte den Kopf zur Tür herein.
„Oh Serena, ich bin so froh, dass du es noch rechtzeitig geschafft hast!“
„Tut mir leid, dass ich auf den letzten Drücker gekommen bin. Aber es gab einige Aufregung in der Klinik.“
Serena.
Klinik.
Das Puzzle setzte sich zusammen, und Bailey erinnerte sich: Serena Langley war Arzthelferin in der Tierklinik, in der seine Schwägerin am Empfang arbeitete.
„Aufregung weshalb?“, fragte Annie besorgt.
„Alistair Warren brachte eine dicke Katze, die er unter seiner Veranda gefunden hatte. Die Streunerin war allerdings nicht dick, sondern trächtig, und hat neun Kittys zur Welt gebracht.“
„Neun?“, wiederholte Annie.
Serena nickte. „Behandlungsraum drei ist bis auf Weiteres gesperrt, weil Brooks die frischgebackene Mama mit ihren Babys nicht stören will.“
„Ich kann’s kaum erwarten, sie zu sehen“, begeisterte sich Annie. „Aber jetzt will ich alles über den Besuch des Aushilfs-Santas bei den Pfadfindern wissen, damit ich seinem kranken Bruder davon berichten kann.“
Bailey wandte sich wieder Serena zu. Eigentlich hatte er sie schon die ganze Zeit im Auge gehabt, weil er sich erinnern wollte, woher er sie kannte. Das wusste er ja nun, trotzdem konnte er den Blick nicht von ihr abwenden.
Bestimmt würde sie gleich erzählen, dass der Ersatz-Santa kläglich versagt und fast ein Kind zum Weinen gebracht hatte.
Doch stattdessen überließ sie es ihm zu antworten, und er sagte nur: „Es war … eine Erfahrung.“
Seine Schwägerin hob die Brauen. „Wie darf ich das verstehen?“
Wieder blickte Bailey zu Mrs. Claus.
„Es war alles okay“, versicherte Serena ihrer Freundin.
Erleichtert atmete Annie tief durch. „Ich wusste ja, dass ihr beide das rocken würdet!“
„Wenn du das gewusst hättest, wärst du sicher nicht gleich hergekommen, um uns auszufragen“, kombinierte Bailey. „Wobei deine Zweifel sicher Santa galten und nicht Mrs. Claus.“
„Du warst eben die unwilligere V