Grundlagen
Mit dem Tod eines Lebewesens, setzt ein komplexer Mechanismus ein, welcher in den meisten Fällen zur vollständigen Auflösung des Körpers führt. Die wichtigsten Agenten der Verwesung sind saprotrophe Organismen, also Lebensformen die sich von toten Organismen ernähren. Dies sind Bakterien und Pilze, aber auch Würmer. Sie geben Enzyme an die toten Organismen ab, welche deren organische Verbindungen zersetzen und Energie daraus gewinnen. Daneben gibt es auch die Autolyse, die Selbstzersetzung durch körpereigene, supravitale Enzyme. Diese Enzyme bleiben noch nach dem Tod aktiv und zersetzen nun den Körper. Die Verwesung findet nur in Anwesenheit von Sauerstoff statt. Die organischen Verbindungen der Leiche werden dann zu Wasser, Kohlenstoffdioxid, Harnstoff und Phosphat abgebaut.
Im Körperinneren oder bei Abwesenheit von Sauerstoff setzt der anaerobe Fäulnisprozess ein. Es sind Fäulnisprozesse, die meistens für den unangenehmen Geruch einer Leiche zuständig sind. Es bilden sich dabei oft flüchtige chemische Produkte wie Essigsäure, Buttersäure, Ethanol, verschiedene Amine und auch anorganische Stoffe wie Ammoniak und Schwefelwasserstoff. Die Fäulnis bildet neben den giftigen Gasen wie Ammoniak auch die Leichengifte wie Cadaverin (1,5-Diaminopentan) und Putrescin (Butan-1,4-diamin).
Ein Körper, welcher an der Luft liegt verwest etwa doppelt so schnell wie eine Leiche im Wasser und achtmal schneller als ein in der Erde bestatteter Leichnam. Dies ist die Casper’sche Regel, welche aber heute als teilweise überholt gilt (Casper 1858). Es gibt aber zahlreiche Situationen, welche diese Werte stark verändern können. Genau hier setzt die Thematik der Mumifizierung ein, welche natürlich oder künstlich geschaffen eine solche Situation entstehen lässt, welche den Zerfall der Leiche verhindert.
Wasserleichen können durch chemische Reaktion die Weichteile in eine seifen- oder wachsartige Substanz verwandeln, welche den Zerfall verlangsamt. In feuchten, lehmartigen Böden können Leichen auf Friedhöfen auch in die sogenannten Wachsleichen verwandelt werden, welche nach der üblichen Friedhofsruhe von 30 Jahren noch immer sehr intakt sein können.
Natürliche Mumien
Als natürliche Mumien werden Körper von Menschen und Tieren bezeichnet, welche zufällig an ihrem Sterbeort oder ihrem Grab eine Umweltsituation vorgefunden haben, welche den Zerfall des Körpers verhindert haben. Dies können Eisleichen sein, welche schnell nach dem Tod eingefroren sind und danach nicht mehr auftauten. Eismumien können perfekte Mumien werden, wie Fälle aus Südamerika zeigen (die Mumie „la doncella“ als Beispiel). Jedoch dürfen sie nie auftauen, da sonst der Zerfall beginnen würde. Dies macht die wissenschaftliche Lagerung solcher Mumien zu einer großen Herausforderung.
Die Abwesenheit von Luft führt oft zur Wachsleiche. Auch die sauerstofffreien Fäulnisprozesse können so von selbst gestoppt werden, da die körpereigenen Enzyme durch ihre eigenen Abfallprodukte wie Ammoniak zerstört werden. Dichte Särge, Bleisärge und enganliegende Totenkleider und luftundurchlässiger Boden sowie gewisse Medikamente wie Antibiotika, kurz vor dem Tod eingenommen, können diese Entwicklung begünstigen. Die hervorragend erhaltene Mumie der Xin Zhui ist ein typisches Beispiel für diese Art der natürlichen Mumien. Im Fall von Xin Zhui haben die Bestatter diese Entwicklung allerdings aktiv unterstützt (enge Seidenkleider in großer Menge wie ein Kokon, mehrere lackierte Särge, quecksilberhaltige Flüssigkeit, eine permanent tiefe Temperatur in der tiefen Grabkammer).
Als zweite natürliche Mumifizierungsart ist die Austrocknung zu nennen. Der Leiche wird durch trockene Lagerung in einem trockenen und gut durchlüfteten Raum oder im Wüstensand die Flüssigkeit des Körpers so rasch entzogen, dass die Verwesung und Ve