Volkskrankheit Diabetes
Immer mehr Menschen erkranken immer früher an Diabetes und noch immer wird bei der Behandlung vorwiegend auf Medikamente zurückgegriffen. Das muss nicht sein!
Bei mehr als 8 Millionen Menschen in Deutschland ist ein Typ-2-Diabetes bekannt, und vermutlich wissen weitere 2 Millionen gar nicht, dass sie zuckerkrank sind. Jährlich erkranken mehr als 560 000 Menschen neu an einem Typ-2-Diabetes. Studien prognostizieren, dass im Jahr 2040 12,3 Millionen Menschen in Deutschland an einem Typ-2-Diabetes leiden werden.▶ [1]
Müssen wir uns mit dieser Prognose abfinden und uns darauf einstellen, dass in Zukunft immer mehr Menschen durch Diabetes erhöhten Gesundheitsgefahren ausgesetzt sind und lebenslang Medikamente einnehmen müssen? Die Antwort lautet ganz klar: »Nein!«
Zurück auf Null ist möglich – ein Fallbeispiel
Im März 2018 erhielt ich einen Telefonanruf: »Hallo Johannes, bin gerade in einem Hotel in Hamburg, wo ich dienstlich zu tun habe. Ich weiß, ich hätte dich schon vor fünf Jahren anrufen sollen, als man bei mir einen Diabetes festgestellt hat. Aber jetzt komme ich wirklich nicht mehr weiter: Ich schlucke täglich drei Tabletten und mache alles, was man mir in der Diabetesschulung geraten hat. Trotzdem habe ich aktuell einen Blutzucker von 450 mg/dl. Ich muss viel Wasser lassen und habe ständig Durst. Was soll ich machen?«
Alexander Meyer war ein Schulkamerad, der schon in seiner Kindheit stark übergewichtig war.
»Wie hoch war denn dein letztes HbA1c?« Das ist der Wert, der den durchschnittlichen Blutzuckerverlauf der letzten 2 bis 3 Monate widerspiegelt. Normal wären< 5,7 Prozent.
»Mein letztes HbA1c lag bei 11,1 Prozent. Und ich nehme schon Metformin, Januvia® und Jardiance® ein. Meine Hausärztin meint, weil das nicht mehr ausreicht, müsste ich nun Insulin spritzen.«
In unserem zehnminütigen Gespräch erklärte ich Alexander, dass es auch anders gehe und wie er zunächst rasch den Blutzucker senken könnte: »Setz dich zwei Stunden auf das Fahrradergometer im Fitnessraum und iss ab sofort nichts mehr, was Zucker oder Stärke enthält, also kein Brot, keine Nudeln, keine Kartoffeln, keinen Reis und selbstverständlich auch keine Süßigkeiten. Zum Abendessen gibt es Gemüse oder Salat und ein Fischfilet oder Steak, aber keine Kohlenhydratbeilage. Du musst viel trinken, erlaubt sind aber nur Wasser, Tee, Kaffee und vielleicht noch ein Glas trockener Wein am Abend. Und miss regelmäßig den Blutzucker, morgen früh wird er definitiv unter 200 mg/dl liegen.«
Tatsächlich lag der Wert am darauffolgenden Tag schon bei 150 mg/dl. Zwei Wochen später kam Alexander zum Check-up in meine Praxis. Das HbA1c war in dieser kurzen Zeit bereits auf 9,8 Prozent gesunken, der Blutzucker lag nüchtern bei 133 mg/dl. Und er hatte die ersten vier Kilogramm abgenommen.
Nun schmiedeten wir einen Plan zur Diabetesrückbildung: Bis auf Metformin ließ Alexander ab sofort alle blutzuckersenkenden Medikamente weg, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. Ich gab ihm konkrete Vorschläge mit, wie er seine täglichen drei Mahlzeiten gestalten sollte. Und wir besprachen ein Sportprogramm, das für ihn sowohl vom Umfang als auch von der Intensität her maßgeschneidert war.
Innerhalb eines Jahres nahm Alexander 25 kg an Gewicht ab und senkte sein HbA1c schließlich ganz ohne Medikamente