Mein persönliches Paris ist wie Byblos im Libanon, ein Stapel von Städten, dem Alter nach aufeinandergetürmt, die älteste ganz zuunterst. Byblos hat übrigens auch seine kulinarischen Bezüge, denn die unteren Schichten sind durchsetzt von großen Kochgeschirren, welche die Skelette eines Volkes enthalten, das seine Toten sott und zusammenklappte. Ich weiß – weil man es mir erzählt hat –, dass ich im Jahre 1907 in Paris war, mit drei Jahren, in einem Hotel am Cours-la-Reine, aber von diesem frühesten Besuch hat mein Gedächtnis nichts aufbewahrt. Das erste Paris, an das ich mich erinnere, ist eine Stadt der Arkaden, wie die Theaterdekoration einer Straße, deren eine Seite stets im kühlen Schatten liegt, die andere in der hellen heißen Sonne. In der Straßenmitte befand sich ein Kürassier, die ähnlichste Verkörperung eines geharnischten Ritters, die ich außerhalb eines Bilderbuchs erblickt hatte, riesenhaft in Lederkoller und Stiefeln. Er saß auf einem Pferd mit zwei Schwänzen, dem einen am üblichen Ort und dem anderen hinten am Helm des Mannes. Das war die Rue de Rivoli in den Hundstagen des Jahres 1911, als meine Familie hier auf der Reise zurück nach New York Station machte, nachdem die Ferien im »richtigen Europa« – Europa odiosa! – vorüber waren, in einer Region, wo die Bewohner Deutsch sprachen, wie dies auch meine Unterdrückerinnen taten, die Fräulein. Das Wort »Fräulein« hat für mich in starkem Maße die besondere Bedeutung von »Kindermädchen«. Es dauerte Jahre, bis ich dahinterkam, dass man es auch auf eine unverheiratete Frau, die keine Hausangestellte war, anwenden konnte. Viele der Fräulein in unserem Dienst müssen verheiratet gewesen sein, aber ich dachte niemals an eine von ihnen als »Frau«.