: Jessica Mitford
: Hunnen und Rebellen Meine Familie und das 20. Jahrhundert
: Berenberg Verlag GmbH
: 9783949203572
: 1
: CHF 14.10
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wenige Familien aus der englischen Aristokratie vereinten die dünkelhaften, hinterweltlichen, aber auch die zuweilen radikal unkonventionellen Züge dieser Gesellschaftsschicht in so burlesker Konzentration auf sich wie die Mitfords in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Töchter aus diesem guten Hause heirateten Brauereierben und Faschisten, waren glühende ­Bewunderinnen von Adolf Hitler, gingen auf die Fuchsjagd und endlose Cocktailpartys - oder aber sie zogen für die Republik in den Spanischen Bürgerkrieg. Letzteres tat Jessica Mitford, die mit ihren Memoiren eines der vielleicht schönsten, komischsten und boshaftesten Porträts nicht nur ihres exzentrisch reaktionären Elternhauses schrieb. »Eine hinreißende Autobiografie.« Susanne Mayer, Die Zeit

Jessica Mitford (1917-1996) gehörte zu den sechs Töchtern einer exzentrischen eng­lischen Landadelsfamilie, von denen die meisten in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts berühmt oder ­berüchtigt wurden - Jessica als kommunistische Sympathisantin, die mit ihrem Cousin Esmond Romilly (einem Neffen Churchills) ausriss ins Spanien des Bürgerkriegs.

EINS


Die Cotswolds, diese alte, malerische Landschaft voller Geister und Legenden, sind heute Teil der Touristenroute. Hat man Oxford abgehakt, wäre es doch schade, wenn man nicht noch die zwanzig Meilen oder so weiter fahren würde, um ein paar der historischen Dörfer mit den pittoresken Namen zu besehen – Stow-on-the-Wold, Chipping Norton, Minster Lovell, Burford. Die Dörfer selbst haben brav versucht, sich dieser Aufmerksamkeit würdig zu erweisen. Burford ist in der Tat so etwas wie ein kleines Stratford-on-Avon geworden, und seine alten Wirtshäuser sind sorgfältig renoviert und verbinden modernen Komfort mit einer gewissen Tudor-Atmosphäre. Man bekommt sogar Coca-Cola dort, wenn es wohl auch mit Zimmertemperatur serviert wird, und die kleinen Läden sind voller »Andenken an das Historische Burford« mit dem unauffälligen SchriftzugMade in Japan.

Aus irgendeinem Grund ist Swinbrook, das nur drei Meilen entfernt liegt, dem Tourismus entronnen und liegt noch genauso da, wie ich es vor über dreißig Jahren gekannt habe. In dem winzigen Dorfpostamt werden immer noch die vier gleichen Süßigkeiten – Toffee, saure Drops, Edinburgh Rock und Butterscotch – in denselben vier großen Kristallglasbehältern im Schaufenster angeboten. Hinten im Laden hängen wie schon seit zwei Generationen zwei gerahmte Drucke von viktoria