: Martin Flesch
: Die Betroffenen Seelische Leidensräume in der Katholischen Kirche
: Echter Verlag
: 9783429065836
: 1
: CHF 15.10
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 232
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Analyse der missbräuchlichen Strukturen in der Katholischen Kirche lenkt derzeit den Fokus hauptsächlich auf sexuellen Missbrauch, der durch Mitglieder der Institution verschuldet wurde. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch in erschreckendem Ausmaß, dass ein ganzes Spektrum von Leidensräumen existiert, die sich auf vielfältigen Ebenen ausdrücken und nahezu alle kirchlichen Bereiche betreffen. Es ist deshalb Zeit, dass die Betroffenen zu Wort kommen. In diesem Buch beschreiben Missbrauchsopfer ihre Schamverletzung, ihr oft bodenloses Leiden und die Auslöschung ihrer seelischen Strukturen. Es nimmt die Täterpersönlichkeiten aber analytisch ebenso in den Blick wie die Betroffenen selbst.

Dr. med. Martin Flesch, ist selbstständiger Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie mit dem Schwerpunkt Forensische Psychiatrie in eigener Gutachterpraxis. 2014 gliederte er eine Sozialpsychiatrische Migrationsambulanz seinen Praxisräumen an.

DIE EINSAMEN –


Austritt als Prävention?


KASUISTIK 1:


GEORG (39 Jahre)


Anamnese:


Als sich GEORG bei uns vorstellte, war er 39 Jahre alt, verheiratet, Vater von zwei Töchtern im Alter von 12 und 15 Jahren. Er arbeitete als selbstständiger IT-Berater für Logistikunternehmen. Zwei Jahre zuvor trennte sich seine Ehefrau von ihm. Die der Scheidung vorausgehende räumliche Trennung erwirkte, dass er als Familienvater mit den Kindern zunächst noch im eigenen Einfamilienhaus verblieb. Nach der ausgesprochenen Scheidung verzogen die beiden Töchter zu ihrer Mutter. Etwa zwölf Monate später lernte GEORG während seiner Projektarbeit für ein Unternehmen eine neue Partnerin kennen, es ergab sich rasch eine neue Beziehung, die er als tragfähig und belastbar erlebte. Nach der standesamtlichen Trauung zog die neue Partnerin auch im Hause GEORGS ein. Bis zu diesem Zeitpunkt fühlte sich GEORG im Schoß der Katholischen Kirche geborgen, blieb im Gemeindeleben integriert und versah regelmäßig Lektorendienste, half als Kommunionhelfer aus und engagierte sich im Pfarrgemeinderat. Nachdem sich herumgesprochen hatte, dass er zum zweiten Mal verheiratet war, mehrten sich kritische Stimmen in seinem katholischen Sozialisationsfeld.

Zu diesem Zeitpunkt erfolgte die Vorstellung in unserer Praxis. GEORG berichtete im Rahmen seiner Erstexploration über Gefühlsschwankungen, über Fre