Einleitung
Im Sommer 2012 zelteten Denise Martin und ihr Mann Bob in der lieblichen Landschaft von Essex, etwa 80 Kilometer östlich von London, nahe des Badeortes Clacton-on-Sea.1 Als sich die Abenddämmerung über den Campingplatz senkte, erspähte Denise durch den Rauch ihres Lagerfeuers plötzlich etwas Unerwartetes. Die 52-jährige Fabrikarbeiterin griff nach dem Fernglas, um sich die Sache genauer anzusehen.
„Was hältst du davon?“, fragte sie ihren Mann. Auch er nahm das gelbbraune Wesen ins Visier, das sich in ein paar Hundert Metern Entfernung auf einem Feld rekelte.
„Das ist ein Löwe“, sagte Bob.
Eine Zeit lang beobachteten sie das Tier und es schien sie seinerseits zu beobachten. Seine Ohren zuckten und dann fing es an, sich zu putzen. Später trottete es an einer Hecke entlang. Die beiden behielten die Ruhe und legten eine fast schon philosophische Gelassenheit an den Tag. („So etwas bekommt man in der freien Natur nur selten zu sehen“, zitierte dieDaily Mail Denise später.)
Andere Campinggäste reagierten weniger abgeklärt.
„Himmel, da ist ja ein Löwe!“, schrie ein anderer Mann Berichten zufolge und suchte schleunigst Deckung in seinem Wohnmobil.
Die Katze – angeblich „so groß wie zwei Schafe“ – verschwand bald darauf in der Nacht und Panik breitete sich aus. Scharfschützen der Polizei bezogen Stellung. Zoowärter mit Betäubungsgewehren rückten an. Über ihren Köpfen kreisten Hubschrauber mit Wärmebildgeräten. Der Campingplatz wurde evakuiert und Journalisten trafen ein, um die Großwildjagd zu dokumentieren. Twitter in Großbritannien explodierte geradezu mit Nachrichten über den „Löwen von Essex“.
Doch der blieb spurlos verschwunden.
Der Löwe von Essex ist eine sogenannte Phantom-Katze oder, kryptozoologisch korrekt, eine ABC (