Ein versagendes Werkzeug
In ihrem Alter ist Iris bewusst, dass sowohl Entscheidungen als auch die zugrundeliegenden Gefühle viele Komponenten haben. Es geht darum, die Dinge ins Gleichgewicht zu bringen, und das kann sie gut. Sie geht gern methodisch, sorgfältig und unbeteiligt vor. Und doch hindert die Begegnung mit einem Fremden sie daran, die Entscheidung hinsichtlich der Wiederherstellung ihrer Familie in die Tat umzusetzen. Obwohl ihr die Vorstellung, dass man sie so leicht von ihrem Weg abbringen kann, überhaupt nicht gefällt, weiß sie, dass es mit Raif zu tun hat, wie sie sich gerade fühlt, nämlich unterschwellig sehr viel ambitionierter und lebendiger.
Das Wochenende gestaltet sich öde, ihre Töchter sind quengelig und langweilen sich bei allem, was sie bisher gern getan haben. Iris möchte an einem Bericht arbeiten, doch dafür braucht sie Dokumente, die sie im Depot des Museums gelassen hat. Dieses Gebäude, in dem sie regelmäßig einen Teil ihrer Arbeitszeit verbringt, liegt jedoch im äußersten Westen.
Die Mädchen lungern auf dem Sofa und treten einander sporadisch. Iris drängt sich zwischen sie.
«Wollt ihr mit ins Depot?»
Sie sieht Kate an, die Lou anschaut, die sich noch mehr ins Polster lümmelt, bevor sie antwortet.
«Sachen angucken? Haben wir doch schon gemacht.»
Kate bemüht sich, so gelangweilt zu klingen wie ihre Schwester.
«Haben wir alles schon gesehen.»
«Aber nicht meinen Arbeitsplatz.»
«Was soll daran so interessant sein?»
«Dort lagern dreimal so viele Objekte wie im Museum.»
Während Lou die Information auf sich wirken lässt, fällt ihr etwas anderes ein.
«Das Depot ist privat, oder?»
«Na ja, es ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.»
«Also ist es ein besonderes Gebäude, in das normale Menschen nicht reindürfen?»
«Genau. Man braucht einen Ausweis und eine Sondergeneh