Aus dem Vorwort zum ersten Druck
Aus dem Vorwort zum ersten Druck
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Die Veranlassung zu diesem Versuch einer gedrängten und doch möglichst vollständigen Biografie des großen Lieblingsdichters der Deutschen hat meine Mitwirkung bei der Erstellung seines Standbildes gegeben, der ein wiederholtes Studium seiner Werke vorangehen musste, das sich sehr natürlicher Weise auch nachher fortgesetzt hat.
Der Plan meiner Darstellung soll, wie ich zu hoffen wage, durch sie selbst klar werden. Die Hauptquellen und Hilfsmittel, welche zu benutzen waren, sind größtenteils so bekannt, dass ich hier ihr Verzeichnis, das man bei anderen Biografen Schillers, am vollständigsten in H. Dörings (Johann Michael Heinrich Döring (* 8. Mai 1789 in Danzig; † 14. Dezember 1862 in Jena) war ein deutscher Schriftsteller, Übersetzer, Theologe und Mineraloge. Bekannt wurde er vor allem als Biograf Goethes und Schillers.) neuestem Abriss von Schillers Leben findet, nicht wiederholen will. Nur so viel sei bemerkt, dass aus den Quellen, soweit sie mir zugänglich waren, von mir immer unmittelbar geschöpft worden ist, dass ich zu dem Ende namentlich die verschiedenen Briefwechsel Schillers der genauesten Durchsicht unterworfen habe, und dass die Lebensbeschreibungen Dörings, Carlyle's, Hoffmeisters und Hinrichs', die von entschiedenem, wenn auch sehr verschiedenartigem Verdienst sind, von mir zwar vielfältig, aber hauptsächlich nur dann unmittelbar benutzt worden sind, wenn mir einzelne Quellen für mein Studium nicht zu Gebot standen, oder, wenn ich besonders treffende Ansichten aus ihnen hervorzuheben, manchmal auch Behauptungen, denen ich nicht beipflichten konnte, zu widersprechen hatte. Dass es mir nicht einfallen konnte, die größeren kritisch-historischen Werke der beiden letztgenannten Schriftsteller durch meine Arbeit überflüssig machen zu wollen, brauche ich wohl nicht erst zu sagen. Wo ich es für passend erachtete, habe ich stets unter dem Text durch die nötigen Zitate auf meine Quellen und Subsidien verwiesen. Nicht wenig Neues ist übrigens teils aus übersehenen gedruckten Notizen und Urteilen hinzugekommen, teils aus mündlichen und brieflichen Mitteilungen von Zeitgenossen des großen Dichters an den Biografen, teils auch endlich aus Urkunden und aus bisher unbekannten, oder unvollständig mitgeteilten Briefen Schillers, die zusammen gleichzeitig mit gegenwärtiger Lebensbeschreibung veröffentlicht werden. [Urkunden über Schiller und seine Familie; mit einem Anhang von fünf neuen Briefen u. s. w. von G. Schwab. Stuttgart, S. G. Liesching 1840.] Dass der Verfasser seine eigenen Erfahrungen auf dem Gebiet der Poesie zur Erklärung und Beurteilung mancher Phänomene in der Entwicklungsgeschichte des Dichters zu benutzen sich erlaubt hat, wird man ihm, da es mit der nötigen Bescheidenheit geschehen ist, nicht verübeln.
Für die Jugendgeschichte meines Helden zog ich eine von den meisten meiner Vorgänger entweder ganz übersehene oder nur aus dritter Hand und daher unvollständig benutzte Schrift mit gehöriger Vorsicht zurate. Sie führt den Titel: „Schiller der Jüngling, oder Szenen und Charakterzüge aus seinem früheren Leben. Stendal, bei Franzen und Große, 1806.“ Döring nennt als deren Verfasser K. W. Ömler. Dieselbe wimmelt zwar von Unrichtigkeiten; wo sie aber ihre Gewährsmänner nennt oder erraten lässt, worunter Moser in Ludwigsburg, der Jugendfreund Schillers, und Beil in Mannheim die wichtigsten zu sein scheinen, durfte ihren Angaben, die zuweilen anderswo vergebens Gesuchtes und nicht Unwichtiges enthalten, unbedenklich Glauben geschenkt werden. Ihr Gegenstück von demselben Verfasser „Schiller, oder Szenen und Charakterzüge aus seinem späteren Leben“ stand mir nicht zu Gebote. Die ebenfalls nicht unergiebige „Skizze einer Biografie“ u. s. w. (Leipzig bei Karl Tauchnitz 1805) soll, nach Dörings Versicherung, J. G. Gruber (Johann Gottfried Gruber (* 29.November 1774 in Naumburg/Saale; † 7. August 1851 in Halle (Saale); Pseudonyme: Adolph Grimm, Joseph aus der Grube, Iocosus Hilarius) war ein deutscher Kritiker und Literaturhistoriker.) zum Verfasser haben. Ihr Vorbericht aber ist mit P. unterzeichnet, Stil und Behandlungswelse des Gegenstands erinnern durchweg an die Schrift „Schiller der Jüngling.“
Während der Korrektur des dritten Buches erschien der dritte und letzte Band von Eduard Boas' (Eduard Boas Eduard Boas (geboren 18. Januar 1815 in Landsberg an der Warthe; gestorben 12. Juni 1853 ebenda) war ein deutscher Schriftsteller u