: Cédric Fabre
: Ein kurzer Moment Kriminalroman
: Polar Verlag
: 9783948392598
: 1
: CHF 19.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 200
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Anschläge, Zusammenstöße mit der Polizei, Streiks, Demonstrationen. Eine Gruppe von Aktivisten, radikal, schafft in Marseille eine originelle Kunstperformance, wenn Lokalpolitiker in der Stadt eine Rede halten. Hinter den brutalen Happenings stehen Männer und Frauen wie Grégoire Lang, der, nach einer obskuren Vergangenheit als Kriegsreporter, sich einer Art künstlerischem Fight-Club widmet. Als Ausdrucksform: die Schlägerei, deren Inhalt weit über das bloße Austoben hinausgeht und eine politisch-soziale Kritik äußert. Er hat sich mit Paolo angefreundet, der diese 'Fightmobs' organisiert, und teilt mit ihm eine sentimentale Beziehung zu Olivia, der Tochter von Old Maurice, die bei einem Anschlag an einem Strand in Tunesien ums Leben kam. Lang wird von Awa kontaktiert, einer Schwarzen, die in sein Leben tritt und geltend macht, dass er ihr etwas schuldet, weil er sie nicht vor einer Fightmobs gerettet hat. Der Roman ist eine Chronik des Verfalls der sozialen Bindungen. Es gibt immer eine Person, die eine andere benutzt.

Cédric Fabre wurde 1968 in Saint-Louis, Senegal, geboren und zog im Alter von vierzehn Jahren nach Frankreich. Nach Reportagen, in denen er Schriftsteller u. a. in Montana, New York, Portugal, Quebec ... aufspürte, über die Verirrungen der Muslimbruderschaften im Senegal berichtete und die Hintergründe des Krieges in Kroatien beschrieb, arbeitete er als freier Journalist, der sich auf Literatur - sowie Krimis als auch 'Transfictions', SF und Reiseliteratur - und auf die Welt der Rockmusik spezialisierte. Außerdem leitet er Schreibworkshops in Schulen, für Vereine und in Gefängnissen, insbesondere in La Farlède in der Nähe von Toulon. Er ist Autor von sechs Kriminalromanen und Herausgeber von Marseille Noir. Er lebt und arbeitet in Marseille.

Prolog


Die Knallerei hatte abrupt aufgehört, und auch das Freudengeschrei der Kinder und das laute Plätschern vom Pool, wie eine dicke Decke legte sich Stille über alles, und es kam ihr vor, als ob ihr diese Stille durch die Adern flösse und sie plötzlich benebelte. Ein Knall musste ihr ins Ohr gedrungen sein, hinaufgekrochen wie ein Wurm oder geschwänzelt wie ein Spermium bis zu einem dieser Hohlräume oberhalb der Schläfe, um dort zu explodieren und sie taub zu machen. Sie öffnete die Augen und sah Sand, kilometerweit Sand, sie erkannte leblose Körper auf Strandliegen und dazwischen Menschen, die in alle Richtungen liefen, niemals in dieselbe. Als ob sie alle versuchen würden, voreinander zu fliehen, aber es sah nicht aus wie eines ihrer Spiele; sie las Panik auf den Gesichtern. Sie sah José, der über den Körper seiner Frau gebeugt stand, Elsa, und er weinte, und er schrie vielleicht sogar, doch sie hörte keinen Ton. Elsa hatte einen fürchterlichen Sonnenbrand. Sie war froh, sie gleich am ersten Abend getroffen zu haben. Elsa hatte so etwas Sanftes, war voller Freude und Herzlichkeit. Sie hatten den ganzen Abend im Sand gesessen und Mojitos getrunken, während José am Tresen der Bar geblieben war, um mit seinen Kumpels das Fußballspiel anzusehen. Sie waren vom Rettungsschwimmer angebaggert worden, er hatte einen sitzen und wollte ihnen unbedingt um elf Uhr abends das Schwimmen beibringen. Schwimmen konnte sie natürlich sowieso, aber schon bei der Vorstellung, baden zu gehen, war ihr das Meer so schwer und undurchdringlich vorgekommen, als könnte es sie verschlucken.

Nach und nach wurde ihr bewusst, dass auch sie bewegungsunfähig war, sie lag auf der Seite, die linke Gesichtshälfte in den heißen Sand gedrückt, was nicht unangenehm war. Angestrengt versuchte sie, sich zu bewegen, eines ihrer Beine zu befreien, das unter dem anderen eingezwängt war, ihre Atmung beschleunigte sich, wurde beschwerlich, kurz und gepresst. Sie senkte den Blick und beobachtete, wie ihr Atem die feinen Sandkörner über die Oberfläche des winzigen Abschnitts vor ihrem Mund jagte.

Sie fragte sich, warum sie weder Unruhe noch Angst verspürte, und ob nicht die Augen einer anderen das sahen, was sie sah. Ein junger Mann in Badehose breitete ein Handtuch mit einer roten Sonne über das Gesicht und die nackte Brust einer auf dem Rücken liegenden Frau. Es fiel ihr schwer, die Szene genau zu erkennen, weil der Fuß eines Liegestuhls aus Plastik ihr die Sicht versper