: Emilio Lussu
: Marsch auf Rom und Umgebung Ein Bericht
: Folio Verlag
: 9783990371374
: 1
: CHF 16,60
:
: Romanhafte Biographien
: German
: 272
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Lussus brillante Darstellung des frühen italienischen Faschismus ist ein hochaktuelles Lehrstück für jede Demokratie. Mussolinis Marsch auf Rom verlief als Farce und sollte dennoch eine verhängnisvolle Auswirkung auf die italienische und europäische Geschichte haben. Emilio Lussu, der seinen literarischen Bericht bereits zehn Jahre danach, 1932, im Pariser Exil schrieb, erlebte diese Schmierenkomödie der Macht als Oppositionspolitiker auf Sardinien. Er zeigt, wie eine improvisierte Aktion durch das Versagen der demokratischen Institutionen, durch Opportunismus und das Stillhalten des Königs Vittorio Emanuele III. schließlich Mussolinis Griff nach der absoluten Macht begünstigte. Die Tragikomödie mutierte endgültig zur Katastrophe. Lussus satirischer Witz und seine Kompetenz als Augenzeuge machen sein Buch in höchstem Maß authentisch und - bei aller Ernsthaftigkeit des Themas - zu einer äußerst unterhaltsamen Lektüre. Eine eindringliche Warnung vor Terror, Dummheit und Despotie. • Mit einem Nachwort von Claus Gatterer • Mit zahlreichen Abbildungen

Emilio Lussu, geboren 1890 auf Sardinien, 1915-18 hochdekorierter Offizier, 1919 Mitbegründer der Sardischen Aktionspartei, 1921-25 Parlamentsabgeordneter. 1927 Verbannung nach Lipari, 1929 spektakuläre Flucht nach Frankreich. Mitbegründer der antifaschistischen Bewegung Giustizia e Liberta, führender Politiker der Resistenza. 1945-48 Minister, bis 1968 Senator. 1975 in Rom gestorben. Bei Folio erschien: Ein Jahr auf der Hochebene (2017).

[ 1 ]


Als in Paris die Friedenskonferenz zusammentrat, lag unser Bataillon an der Waffenstillstandslinie an der jugoslawischen Grenze. Das Heer war demokratisch. Hatte man dem Volk und den Soldaten nicht fünf Jahre lang in allen möglichen Proklamationen eingehämmert, wir schlügen uns für Freiheit und Gerechtigkeit? Wilson und seine Ideen waren bei den Fronttruppen überaus populär. Als dann aber die europäischen Diplomaten die 14 Punkte des Amerikaners, einen nach dem anderen, zynisch demolierten, fühlten sich die Soldaten aufs Neue verraten: Zorn und Enttäuschung machten sich breit. Im Schützengraben hatte man nie besondere Sympathie für die Diplomatie empfunden; sie war ungefähr gleich unbeliebt wie der Generalstab.

Italien wurde in Paris durch Ministerpräsident Orlando und Außenminister Sonnino vertreten. Eines Tages wurden die beiden energisch und verlangten, dass Dalmatien – wie von den Diplomaten im Londoner Geheimpakt ausgehandelt – zu Italien komme. Unter den Offizieren unserer Brigade wurde dieses Problem leidenschaftlich diskutiert. Sogar der General, der unsere Brigade befehligte, ließ uns seine Meinung wissen. E