bereits im Rücken, mit Ausnahme ihrer rotglänzenden Spitzen in völliger Dunkelheit.
»Seht einmal, bitte«, sagte Herr v. Grubeck mit einer Handbewegung auf den See, »sehen Sie, Wellkamp, können Sie sich etwas Vollendeteres vorstellen als das dort, wie die kleinen hellen Streifen sich mit dem Schwarz verbinden? Die Brechung des Lichtes, die dadurch bewirkt wird, ist etwas ausnehmend Feines.«
»Sehr schön«, stimmte der junge Mann seinem künftigen Schwiegervater bei, und er setzte hinzu:
»Der Achensee ist in seiner hellen, freundlichen Art, alle Eindrücke aufzunehmen und wiederzuspiegeln, die ihm seine Umgebung bietet, so recht das Gegenteil von Gewässern, wie etwa der Feldsee eines ist. Ich war bei völlig wolkenlosem Himmel dort, und das ›Seebuk‹, von wo ich steil auf das Wasser hinabsah, trug das allerschönste Grün. Aber der See antwortet auf nichts. Man hätte ihn trotz all des Blau und Grün, das auf ihn einleuchtete, etwa für Torfboden halten können, wenn es nicht geglänzt hätte wie straff gespannter schwarzer Atlas.«
Wellkamp liebte es, bei allen Gelegenheiten irgendeine seiner zahlreichen Reiseerinnerungen zu Vergleichen herbeizuziehen.
Überdies war jeder der beiden Herren, vielleicht halb unbewußt, darauf bedacht, den anderen auf möglichst vorteilhafte Weise mit seiner Person bekannt zu machen. Leute, die, ohne sich bisher wesentlich näher gestanden zu haben, in enge Beziehungen zu einander zu treten bestimmt sind, pflegen dieses Bedürfnis zu haben.
Nachdem diese Kreuther Bekanntschaft kaum vier Wochen gepflegt worden, war es auf dem heutigen Ausfluge ganz plötzlich und allen drei Beteiligten unvermutet zur Verlobung gekommen. Der Major hatte die beiden jungen Leute nur für einen Augenblick allein gelassen, als sie auch bereits einig geworden waren.
Anna hörte, während sie nun ihren Arm, ohne sich indes zu stützen, in dem seinen hielt, noch immer seine Stimme, welche seltsam weich geworden war, als er ihr die entscheidende Bitte vorgelegt hatte. Und auf der Fahrt, vor der Ankunft im »Seehof«, waren sie beide so ausgelassen fröhlich gewesen, noch ganz unbekümmert um das Folgende!
Auf dem Gesichte des jungen Mädchens lag ein stilles, etwas träumerisches Glück, das zuweilen, vielleicht bei einem Gedanken an künftiges, zu heller Freudigkeit aufleuchtete. Auch Wellkamps Miene zeigte einen zufriedenen, frohen Ausdruck; der jedenfalls unbeabsichtigte, etwas verdrossene, müde Zug, der Anna mitunter darin aufgefallen, war häufig von einem stillen Lächeln überdeckt. Den Major dagegen hatte das Ereignis in geradezu lustige Stimmung versetzt. Er blinzelte aus den Ecken seiner schmalen, gekniffenen Augenspalten fortgesetzt die beiden Menschen an seiner Seite an, welche das Glück nunmehr gänzlich verstummen gemacht hatte.
Vor Glück verstummt! U