1. KAPITEL
Am Ende eines Monats hatte Eloise Vaughn meistens so gut wie kein Geld mehr.
„Hier, steck die Cracker in deine Handtasche.“ Laura Beth Matthews nahm eine Handvoll vom Partybüfett ihrer frisch verheirateten gemeinsamen Freundin Olivia Engle.
„So tief sind wir jetzt also gesunken?“, flüsterte Eloise, öffnete jedoch ihre Chanel-Handtasche, damit ihre Mitbewohnerin die Cracker hineintun konnte.
„Entschuldige, Coco.“
„Coco?“ Lara Beth sah ihre Freundin fragend an.
„Ich meinte meine Chanel-Handtasche …“ Eloise schüttelte den Kopf. „Egal.“
Dann blickte sie sich um. Die Frauen trugen elegante Cocktailkleider, die Männer Smokings, und das Penthouse der Engles war für die Weihnachtsfeier wunderschön dekoriert.
Vermutlich hätte sie ohne Weiteres einen der alleinstehenden wohlhabenden Männer abschleppen können. Doch das wollte sie nicht, denn sie hatte ihre große Liebe bereits gefunden – allerdings auch wieder verloren. Jetzt brauchte sie lediglich einen gut bezahlten Job, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können, denn trotz ihres Hochschulabschlusses hatte sie bisher keine feste Anstellung gefunden. Da sie mit ihrer Tätigkeit als Aushilfe in einer Anwaltskanzlei nicht viel verdiente, musste sie außerdem noch eine Mitbewohnerin für das Apartment suchen, das sie mit Laura Beth teilte.
Diese betrachtete nun ihre Handtasche. „Wenn du einige von deinen sündhaft teuren Klamotten, Handtaschen und Schuhen verkaufen würdest, könntest du dich wahrscheinlich ein Jahr von dem Erlös über die Runden bringen.“
„Die meisten Sachen sind fünf Jahre alt. Die kauft doch keiner mehr.“
Ihre Freundin lachte humorlos. „Dann peppe sie etwas auf.“
Nein, sie würde niemals in der Lage sein, sich von diesen Sachen zu trennen, denn sie erinnerten Eloise an ihr altes Ich – an die verliebte Studentin, die ein Jahr vor ihrem Examen weggelaufen war und ihren Traumprinzen geheiratet hatte.
Bei dem Gedanken an Wayne krampfte ihr Herz sich zusammen. Nach ihrer Hochzeit hatten ihre reichen Eltern sie enterbt. Und da Wayne keine Arbeit gefunden hatte, hatte sie als Kellnerin gejobbt. Dann war er an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt und nach wenigen Monaten gestorben. Sein Tod hatte ihr den Boden unter den Füßen weggerissen, und sie war nach Hause zurückgekehrt, in der Hoffnung, ihre Eltern würden sie unterstützen. Die hatten sie jedoch nicht einmal empfangen, sondern ihr durch das Hausmädchen ausrichten lassen, dass sie von ihr und ihren Problemen nichts wissen wollten.
Zuerst war sie am Boden zerstört gewesen, dann traurig und schließlich war sie wütend geworden, was sie in ihrem Entschluss bestärkte, es allein schaffen zu wollen, und zwar nicht nur, um es ihren Eltern zu zeigen, sondern um wieder glücklich zu werden.
„Darf ich Ihnen meine Cousine vorstellen?“
Ricky Langley blickte entsetzt auf, als sein Anwalt in Begleitung einer Frau auf ihn zukam. Sie war schätzungsweise in den Dreißigern, hatte das schwarze Haar in einem strengen Knoten zusammengefasst und trug ein rotes Kleid, das ihre weiblichen Kurven betonte. Anerkennend musterte sie ihn.
„Ricky, das ist Janine Barron. Janine, Ricky La