: Mechtild Erpenbeck
: Mitschwingen und Dazwischengehen Systemisch-gruppendynamische Prozesskompetenz in Beratung und Training
: Carl-Auer Verlag
: 9783849783969
: Beratung, Coaching, Supervision
: 2
: CHF 26.20
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 184
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Dieses Buch ist für die Prozessberatung ein echter Meilenstein. Gekonnt leuchtet es all die normalerweise so schwer zugänglichen Facetten des komplexen Prozessgeschehens in der beraterischen Zusammenarbeit aus. Intelligent gemacht, klug komponiert und eine in vielfacher Hinsicht nützliche Handreichung.' Univ.-Prof. Dr. Rudolf Wimmer, Universität Witten/Herdecke 'Mutig, praxiserfahren, hilfreich. Ich bin begeistert!' Dr. Roswita Königswieser, Königswieser& Network 'Eines wird hier besonders deutlich: Die Dynamik von Gruppen folgt einer anderen Logik als die des Individuums oder von Organisationen. Mechtild Erpenbeck versteht es, komplexe Sachverhalte auf spannende und lebensnahe Art und Weise zu vermitteln. Ihre Fallbeispiele lesen sich mitunter wie ein Thriller, dessen Spannungsbogen durch die vertiefende Theorie eher noch gesteigert wird. Brillant geschrieben und sehr empfehlenswert!' Eberhard Hauser, hauserconsulting Ein Tanz um Macht und Vertrauen Wer als Berater:in oder Trainer:in mit Gruppen arbeitet, kennt das Gefühl: Irgendetwas stimmt hier nicht. Oder es ist ein diffuser Widerstand zu spüren, den man sich nicht erklären kann. Mechtild Erpenbeck untersucht in diesem Buch, was bei der Beratung von Organisationen im Hinblick auf die Dynamik in Gruppen von Bedeutung ist. Neben Kompetenz hinsichtlich Diagnose und Intervention erweist sich die innere Haltung der Beratungsperson als entscheidender Faktor im 'Tanz um Macht und Vertrauen'. In anschaulicher, gut verständlicher Sprache wird die Arbeit mit Gruppen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet, darunter Systemtheorie, Sozialpsychologie, Kybernetik, Gruppendynamik und Theater bzw. Tanz. Im Zentrum stehen jedoch Praxisbezug und Praxiserfahrung. Aus diesem Zusammenspiel gewinnen Berater:innen eine Prozesskompetenz, mit der sie auch selbstorganisierten Gruppen und Teams gewachsen sind. Über die Autorin: Mechtild Erpenbeck, Dipl.-Päd., Psychologin, Systemische Beraterin; Gruppendynamikerin (DGGO), Supervisorin und Lehrsupervisorin (DGSv); Senior Coach (DBVC); Theaterregisseurin und -autorin, Inszenierungen an zahlreichen Stadt- und Landesbühnen, Gründung und Leitung einer spartenübergreifenden Theatercompagnie in Berlin; seit 1998 in verschiedenen Praxisfeldern der Organisations- und Individualberatung tätig, insbesondere in Change Management, Führungskräfteentwicklung und Konfliktmoderation. Inhaberin der Beratungspraxis CONSULTACT, Berlin. Ausbildung von Business Coaches und Trainer:innen, Lehrtätigkeit an verschiedenen Hochschulen und Akademien.

Mechtild Erpenbeck, Dipl.-Päd., Psychologin, Systemische Beraterin; Gruppendynamikerin (DGGO), Supervisorin und Lehrsupervisorin (DGSv); Senior Coach (DBVC); Theaterregisseurin und -autorin, Inszenierungen an zahlreichen Stadt- und Landesbühnen, Gründung und Leitung einer spartenübergreifenden Theatercompagnie in Berlin; seit 1998 in verschiedenen Praxisfeldern der Organisations- und Individualberatung tätig, insbesondere in Change Management, Führungskräfteentwicklung und Konfliktmoderation. Inhaberin der Beratungspraxis CONSULTACT, Berlin. Ausbildung von Business Coaches und Trainer:innen, Lehrtätigkeit an verschiedenen Hochschulen und Akademien.

2 Der Rahmen: Kleine Artenkunde


Vorbereitung ist für Beratende ein wesentlicher Teil ihrer Arbeit. Es gehört zur professionellen Routine, sich im Vorfeld der ersten Begegnung mit einer Gruppe geflissentlich zu informieren. Sollte es ein Auftrag innerhalb einer Organisation sein, haben vermutlich Gespräche mit Verantwortungstragenden der Organisation stattgefunden, die Überschrift über die bevorstehende Veranstaltung(sreihe) ist abgesegnet und an die Teilnehmenden kommuniziert, Hintergrund und Ziel des Beratungsauftrages sind geklärt. Es liegen Informationen über den Kontext vor, z. B. das Organigramm nebstMission-Statement, und die Vor-Geschichten aus der Historie der Organisation und der Gruppe, des Teams oder des Gremiums sind notiert. Welche Fragen sollten sich Beratende darüber hinaus stellen? Es fehlt eine Frage, die fast zu banal scheint, um ihr überhaupt Bedeutung beizumessen, nämlich: Was ist das für ein Typus von Gruppe, mit der ich da arbeiten werde? Und in der Folge: Was lassen sich daraus für Arbeitshypothesen über die zu erwartende Prozessdynamik ableiten?

2.1 Steckbrief: Gruppe


Bevor wir uns verschiedene Arten von Gruppen anschauen, brauchen wir erst einmal eine allgemeine, halbwegs solide Begriffsbestimmung. Wenn man Gruppe auf dem niedrigsten Definitionslevel als Ansammlung von Menschen versteht, dann ist mithin alles Gruppe, was größer als zwei ist. Zwei werden als »Paar« wahrgenommen und sind auch im soziologischen Verständnis noch keine Gruppe.10 Und schon wird es kompliziert: Kommt die Definition »Gruppe« nun aus der Innen- oder der Außenperspektive? Von außen gesehen kann eine gewisse Anzahl zufällig beieinanderstehender oder sich bewegender Personen (wie z. B. Fußgänger an einer Ampel) durchaus als Gruppe wahrgenommen werden, wenn sie der beobachtenden Person als eine geordnete Einheit erscheinen. Von innen würde sich diese Menschenansammlung wiederum wohl nicht unbedingt als Gruppe sehen.

Ein paar Faktoren müssen sich also finden lassen, die aus einer Menschenansammlung eine Gruppe bzw. ein soziales System machen. Eine erste Idee dieses Vorgangs liefert Niklas Luhmann in einer seiner frühen Schriften:

»Jeder menschliche Kontakt erfordert eine gewisse Selbstdarstellung der Teilnehmer. Sie sagen in ihrem Handeln, Stellungnehmen, Entscheiden, unvermeidlich etwas über sich selbst aus und legen sich damit vor Partnern, die ein Gedächtnis haben, auf bestimmte Ansichten oder Qualitäten fest. Wiederholte Kontakte festigen auf diese Weise im Laufe der Zeit soziale Beziehungen, an die sich Kontinuitätserwartungen knüpfen, kleine Systeme mit eigenen Normen, darunter in der Hauptsache der: so zu bleiben, wie man sich gezeigt hat.«11

Und schon haben wir eine fertige »Gruppe«. Öffnet man die Blende nun etwas weiter auf und schaut auf den schulenübergreifenden sozialwissenschaftlichen Konsens, dann lassen sich folgende Merkmale finden, die aus dieser Sicht eine Gruppe kennzeichnen:

  • Interaktion: Die Personen interagieren miteinander und sind nicht einfach nur am selben Ort.
  • Normen: Es sind soziale Normen erkennbar, die das erwartete Verhalten der Individuen regulieren.
  • Rollen: In den Interakt