: David Löwenstein
: Was begründet das alles? Eine Einführung in die logische Argumentanalyse Löwenstein, David - Logik und Ethik - 14300
: Reclam Verlag
: 9783159620466
: Reclams Universal-Bibliothek
: 1
: CHF 5.20
:
: 20. und 21. Jahrhundert
: German
: 210
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Argumente begegnen uns überall: in der Politik, in Schule und Hochschule, Beruf und Alltag. Dabei werden wir immer auch mit der Frage konfrontiert, wie die behaupteten Aussagen begründet werden. Angelehnt an Thomas Nagels »Einführung in die Philosophie« beginnt der Band mit Hinweisen, wie wir Argumente interpretieren können. Es folgt eine Einführung in die logische Analyse von Argumenten und ihre Strukturen: Bedingungen, Alternativen und andere logische Zusammenhänge. Immer wieder werden die vorgestellten Inhalte durch Beispiele und Gegenbeispiele erläutert, so dass die Themen anschaulich und praktisch anwendbar werden - ein vorzügliches Einführungsbuch für Schule, Studium und Selbststudium. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

David Löwenstein, geb. 1983, akademischer Rat am Institut für Philosophie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

1.2 Erste Argumentrekonstruktionen


Wenden wir uns nun konkreten Beispielen zu: Wie kann eine solche Rekonstruktion eines Arguments aus einer Textpassage konkret aussehen? Sehen wir uns dazu zwei Passagen direkt zu Beginn des zweiten Kapitels »Woher wissen wir etwas?« an. Dabei handelt es sich um Argumente, die aus der Perspektive des erkenntnistheoretischen Skeptizismus formuliert werden, also aus einer Position, die die Möglichkeit bestimmter Formen von Erkenntnis bezweifelt.

Nagel beginnt mit der folgenden Passage, in der einzig längere Listen von Beispielen ausgelassen sind:

Wenn man recht darüber nachdenkt, so kann man sich nur über das Innere seines eigenen Bewusstseins ganz sicher sein.

Was auch immer man glaubt […], es gründet sich auf die eigenen Erlebnisse und Gedanken, Gefühle und Sinneseindrücke. Das ist alles, wonach man sich unmittelbar richtet […]. Alles andere ist weiter von uns weg als unsere inneren Erlebnisse und Gedanken und erreicht uns nur durch sie.

Für gewöhnlich zweifeln wir nicht an der Existenz [der Dinge, von denen unsere Sinneseindrücke handeln] […]. Ja, die meiste Zeit denken wir noch nicht einmal an die psychischen Zustände, die uns diese Dinge wahrnehmen lassen, sondern scheinen die Welt direkt wahrzunehmen. Woher wissen wir jedoch, ob es diese Dinge auch wirklich gibt? Wäre es denn anders für uns, wenn sie nur in unserem Bewusstsein existierten […]?8

[20]Beginnen wir mit dem ersten Satz: Hier macht das Wörtchen »nur« deutlich, dass dieser Satz im Grunde zwei Aussagen enthält. Einerseitskann man sich über das Innere des eigenen Bewusstseins sicher sein. Andererseits kann man sich über alles anderenicht sicher sein. Nur diese zweite Aussage wird in den nächsten Absätzen begründet. Das lässt sich auch ohne explizite Argumentations-Anzeiger wie ›also‹ oder ›weil‹ unmittelbar am inhaltlichen Aufbau des Texts erkennen.

Der erste Absatz führt die These aus: »Was auch immer man glaubt« – also jede unserer Überzeugungen – beruht auf Sinneseindrücken. Hier werden zwar auch »Erlebnisse«, »Gedanken« und »Gefühle« genannt, da aber später ja nur noch von Wahrnehmungen die Rede sein wird, genügt hier die Formulierung »gründet sich auf Sinneseindrücken«.

Doch halt! Wirklich »was auch immer man glaubt«? Im Kontext dieser sonst sehr starken Formulierung und im Lichte der genannten Beispiele ist schnell klar, dass es hier gerade nicht um Überze