1Beratungsformat Supervision
Was ist Supervision?
Eine allgemeine Auffassung definiert Supervision als Beratung von Menschen in ihrer Arbeit. Supervision setzt an der Schnittstelle Profession, Organisation, Person an (Abb. 1).
Abb. 1: Die Schnittmenge ist der Fokus von SupervisionSupervision zielt explizit auf höhere Professionalität. Sie unterstützt die Entfaltung, Entwicklung und Verbesserung beruflichen Handels. Supervision lässt sich auch als Beratung von Arbeitszusammenhängen beschreiben. Ihr wichtigstes Instrument ist die Reflexion von Arbeitssituationen im Kontext der Person, der Profession und der Organisation.
Im Mittelpunkt der Supervision steht der Berufsrollenträger in seiner Berufspersönlichkeit. Seine konkreten Interventionen, seine Gefühle, Werte und seine Haltung gegenüber seinen Klienten, Kunden, Kollegen, Vorgesetzten, die in seinen Handlungen zum Ausdruck kommen, sind Gegenstand der Supervision. Im Zentrum der Supervision steht der Supervisand und nicht sein »Fall«.
Geschichtliches
Sozialarbeit – der Ursprung der Supervision
Ende des 19. Jahrhunderts stellte man in den USA ehrenamtlichen Helfern, den »friendly visitors« hauptamtliche Mitarbeiter der Charity Organization Society zur Seite, die sie bei der Vergabe von Hilfsgütern an Bedürftige kontrollieren sollten. Das waren – nach amerikanischen Verständnis – die ersten Supervisoren. Bald schon wurde das Spektrum der Unterstützung für die »friendly visitors« auf die psychosozialen Aspekte der Hilfe erweitert, um einerseits die Helfer zu stärken und zu begleiten und andererseits deren Arbeit zu verbessern. Die Beziehungsdynamik zwischen Klienten und Helfern kam verstärkt in den Blick. Hilfe und Kontrolle bildeten die Hauptmerkmale von Supervision. Damit war Supervision sehr früh ein Qualitätssicherungs- und Qualitätsentwicklungsinstrument in der sozialen Arbeit.
Während in den USA noch heute der Kontrollaspekt neben der Unterstützung in der Supervision von großer Bedeutung ist, haben die Supervisoren in Deutschland sehr früh den Beratungsaspekt ins Zentrum ihres Handelns gestellt. Dass das so ist, hat viel mit der deutschen Geschichte während der Nazizeit, den Entwicklungen im Nachkriegsdeutschland, den USA als Siegermacht und mit den sogenannten 68igern zu tun.
1950 taucht in der deutschen Fachliteratur zur sozialen Arbeit erstmals der Begriff »Supervision« auf (Kraus 1950). Der erste Artikel zur Supervision erscheint 1952 von Erna Marun inZeitschrift der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie unter dem Titel »Casework und Supervision in der amerikanischen Jugendfürsorge«.
Von Anfang an ist Supervision eng mit der Entwicklung sozialer Arbeit verbunden. Die Methoden der Sozialen Arbeit (Casework) wurden in die Supervision übernommen. Casework wird in Deutschland mit »Einzelfallhilfe« übersetzt. Analog zur Sozialarbeit findet Supervision im Face-to-Face-Setting der Einzelsupervision statt. Einzelsupervision entsprach damals auch dem klassischen Tutor-Student-Modell der angelsächsischen Hochschultradition.
In den letzten Jahren erlebt Casework in der Sozialarbeit in sozialen Organisationen unter dem Aspekt der Ressourcenorientierung und -nutzung eine Renaissance (Klev