Genauso, wie sich kulturelle Angebote nicht von der Gesamtheit gesellschaftlicher Angebote abgrenzen lassen, lässt sich auch Kulturpolitik nicht von den gesamtpolitischen Entwicklungen abkoppeln. Unsere kulturpolitischen Probleme haben eine lange Vorgeschichte, die eine allgemeine Betrachtung der politischen Stimmungslage notwendig macht. Dazu lohnt sich als Warmup eine Wahlkampfrecherche bei den großen Volksparteien in Österreich, also bei Sozialdemokraten und Christlich-Sozialen. Immerhin haben diese beiden Lager die politische Landschaft nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich mitgeprägt und in den ersten Jahrzehnten der Nachkriegszeit über charismatische Chefideologen wie Josef Klaus und Bruno Kreisky solche massiven Prozentpolster aufgebaut, dass sie noch heute davon zehren und als Seniorpartner in kleinen Koalitionen oder als Großkoalitionäre die Geschicke Österreichs lenken. Dieses Überwasserhalten kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Wähler:innenpotenzial der traditionellen Großparteien erodiert – oder etwas unschöner ausgedrückt: wegstirbt. Übrig bleiben Verluste, die Wähler:innenströme hin zu populistischen Parteien aus dem rechtsextremen Lager offenbaren. Daran ändert auch das temporäre Aufbäumen von politischen »Talenten« in den arrivierten Parteien nichts, die den Niedergang durch punktuelle Wahlerfolge unterbrechen. Eine kurze Wahlkampfposterrecherche, zu der jeder halbwegs vernunftbegabte Mensch der »Generation Google« fähig ist, bringt folgende Zukunftsvisionen:
»Klarheit schaffen«, »Damit du bekommst, was dir zusteht«, »Tun, was richtig ist«, »Veränderung mit Verantwortung«, »Mit sicherer Hand für Österreich«, »Gemeinsam für Österreich«, »Die neue Wahl«, »Wohlstand muss gerecht verteilt werden«, »Im Interesse Österre