Die Tage vergingen, sie waren leise, fast gedämpft, aber sie waren voller Leben. Wenn Müller nachts im Bett lag, fand er keinen Schlaf, obwohl er sehr müde war. Sein Körper glitt in den Schlaf, er sackte hinein, doch sein Kopf wollte nicht folgen. In seinem Kopf schwebte er über sich selbst. Er sah sich von oben, weit oben, als würde er sich beobachten, wie er dalag, als würde er jede Bewegung registrieren, jedes Zucken seines Körpers, der die Kontrolle über seine erschlaffende Muskulatur zurückgewinnen und das aus der Balance Geratene korrigieren wollte. Es machte ihm Angst, nicht einschlafen zu können, und hatte er sich beruhigt, dachte er darüber nach, warum es ihm, einem Mann von vierundvierzig Jahren, nicht gelang, einzuschlafen, obwohl sein Körper bis zum Hals in einer permanenten Müdigkeit steckte. Tagsüber, wenn er durch die Straßen lief und ein Detail im Straßenbild sah, das ihn an etwas erinnerte, freute er sich und ging seinen Erinnerungen nach, und bemühte sich, sie mit weiteren Erinnerungen anzureichern. Doch legte er sich schlafen, kamen die Erinnerungen wie eine Meute losgelassener Hunde, die aus seinen tiefen Schichten an die Oberfläche schnellten, unvermittelt und roh, und drohten, ihn zu zerkleinern, zu zerlegen. Müllers Augenringe wurden von Tag zu Tag breiter und dunkler. Inzwischen hatte er verschiedene Tricks entwickelt, die ihm mitunter halfen, in den Schlaf zu finden. Trick eins: Er dachte an etwas Schönes, das in näherer Zukunft passieren würde. Er stellte sich Einzelheiten vor, richtete sich die Räume in seiner Fantasie ein, schmückte sie aus, bewegte sich darin und stieß auf keine Widerstände. Er konnte selbst schweben, er musste es sich nur vorstellen. Der Nachteil daran war, dass er, seit er nicht mehr in Berlin war, selten