Woche 1: Kontrolle
- Anne Zandt
1. Januar
Ich habe früher nie Tagebuch geführt und verstehe auch heute noch nicht, was daran so toll sein soll, Gedanken auf Papier zu bringen, die man den besten Freunden erzählt. Oder sogar Geheimnisse aufzuschreiben, die niemand erfahren sollte und sie damit doch für alle zugänglich zu machen. Dementsprechend skeptisch bin ich dem Vorschlag gegenüber, genau das zu tun. Seit zwei Wochen ist alles da draußen im Schnee versunken. Die meiste Zeit versteckt sich die Sonne hinter dicken Wolken, gerade hell genug, um tagsüber keine Kerzen, Fackeln oder Taschenlampen nutzen zu müssen.Da das Wetter aufs Gemüt drückt und damit die Stimmung in unserer Kolonie nicht kippt, hat Franziska in der Runde vorgeschlagen, dass wir unsere Gedanken und vor allem Ängste aufschreiben, um sie besser verarbeiten zu können. Ich halte es für Zeit- und Ressourcenverschwendung, aber ich werde ihr den Gefallen tun. Zumindest insofern, als dass ich in erster Linie über das Leben in unserer Kolonie berichten werde. Für den Fall, dass eines Tages jemand unsere Überreste findet und sich fragt, wer wir gewesen sind.
Vermutlich sollte ich dafür von Vorn beginnen ...
Mein Name ist Natascha. Ich bin siebenundzwanzig Jahre alt und machte gerade meine Ausbildung zur Köchin, als die Zombies kamen. Meine Chefin war nicht nur Meisterin ihres Fachs, sondern auch eine ausgezeichnete Anführerin. Da wir lange Zeit nicht wussten, wodurch man sich tatsächlich ansteckt, blieben wir im Hintergrund und kümmerten uns um jene, die Schutz brauchten. Zunächst hielten wir das Geschäft offen, ohne Bezahlung, einfach nur um den Menschen Nahrung zu geben, doch als die Ausgangssperren und Abriegelungen begannen, entschied Sabine, dass wir uns näher an die Essensquellen begeben sollten. In kürzester Zeit war eine kleine Schar Überlebender um uns versammelt, die mit uns in ein nahegelegenes Dorf zogen. Dort richteten wir uns in verschiedenen Bauernhäusern und Wohnungen in Plattenbauten ein, die entweder leer standen oder Zimmer frei hatten. Die meisten Dorfbewohner waren dankbar, jemanden an ihrer Seite zu wissen, der sie durch diese ungewisse Zeit leiten konnte. Jene, die nicht an den Ausbruch glaubten, gingen weiter ihrer täglichen Routine nach, hielten uns aber nicht auf. Der Teil von ihnen, der in den Städten arbeitete, fuhr hin, nur um eines Tages nicht mehr zurückzukehren. Wie wir von Leutenerfuhren, die später zu uns stießen, waren auch andere auf die Idee gekommen, aus den verseuchten Städten zu fliehen. Doch viele waren nicht so erfolgreich gewesen wie wir. In unserem Dorf gibt es einen Stall und eine Schlachtanlage sowie Felder. Wir mussten nur anpacken und alles verarbeiten. Sabine bildete mich sowie die anderen Lehrlinge und Köche darin aus, wie wir die Anwesenden mit minimalistischem und doch nahrhaftem Essen versorgen konnten. Uns allen zeigte sie ihre restl