: Eberhard Malwitz
: Donnererkeile - mit vielen Zeichnungen über die erlebte Begebenheiten von 1941 bis 1952 in Stettin und auf Rügen während des Zweiten Weltkriegs und iin der DDR Gezeichnete und erzählte Erinnerungen aus Pommern mit Stettin und Rügen
: Tredition
: 9783347687257
: 1
: CHF 4.50
:
: Romanhafte Biographien
: German
: 200
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die wichtigsten Schauplätze sind die letzten drei Jahre des Zweiten Weltkriegs in Stettin und nach der Kapitulation die sogenannte Ostzone, die spätere DDR. Der Autor ist ein Zeitzeuge, der seine Erinnerungen an seine Jugend in einem Buch spannend mit Texten und Zeichnungen dokumentiert hat. Als die Rote Armee Anfang 1945 vor Stettin steht, wird für seine Mutter mit ihren beiden Kindern die Flucht zum einzigen Ausweg. Auf Rügen finden sie eine Bleibe. Es folgen Jahre mit Entbehrungen und Hunger. Die vielen Flüchtlingskinder in dem kleinen Dorf Zirkow entwickeln eine erstaunliche Kreativität. Sie basteln ihr Spielzeug und ihre Fahrräder selbst und erfinden neue Spiele. Sie verstehen es, dem gängelnden sozialistischen System Freiräume abzutrotzen. Während die Mutter des Autors von der Rückkehr in die Heimat träumt, hat sich ihr Sohn längst in die Insel verliebt. Dennoch geht die Familie - vom Vater gibt es kein Lebenszeichen - für ein halbes Jahr nach Stettin zurück und erleidet dort die schlimmste Zeit ihres Lebens. Heute fühlt sich der Autor wie ein Davongekommener. Seine Texte und Zeichnungen über seine Erinnerungen versteht er als Botschaft an die junge Generation. Nie wieder Krieg schworen sich damals alle. Nach 77 Jahren Frieden ist er trotz allem nach Europa zurückgekehrt - vorläufig nur in die Ukraine. Alles schon mal dagewesen, nur die Waffen sind perfider geworden und die Despoten haben nichts dazugelernt.

1938 geboren in Stettin/ Pommern Seit 1970 in Darmstadt 1960 Studium des allgemeinen Maschinenbaus am Oskar-von-Miller-Polytechniku in München. Abschluss als Diplom-Ingenieur (FH). 1965 bis 1970 Chefkonstrukteur in der physikalischen Grundlagenforschung am Institut für angewandte Physik in Heidelberg. 1970 bis 2000 Abteilungsleiter Zentrale Technik am GSI-Helmholtz-Zentrum in Darmstadt. Seit 1965 parallel zum Beruf bildender Künstler und Literat. Weiterbildung an der europäischen Kunstakademie, diversen Sommer-Akademien und durch Studien-Reisen. Studium an der Städel-Abendschule in Frankfurt a. M. bei Bernhard Jäger. Prägender Zeichenunterricht bei Hetty Krist. Seit 2002 Mitglied beim BBK-Darmstadt. Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland. Beruflich entstehen diverse technische Abhandlungen über Teilchenbeschleuniger und gesellschaftskritische Kurzgeschichten über Kunst. 2003 erscheint das Buch"Donnerkeile", gemalte und erzählte Kindheitserinnerungen aus Pommern mit Stettin und Rügen. Außerdem entstehen Aufsätze, Kurzgeschichten und Kunstbücher mit Originalzeichnungen. Zwei Kurzgeschichten werden in Anthologien publiziert. Zahlreiche Lesungen und Beteiligungen. Seit 2008 Mitglied in der südhessischen Autorengruppe POSEIDON. 2011/15 Ausstellungsmacher gemeinsamer Projekte von Literaten mit bildenden Künstlern. 2014 erscheint sein Krimi und Wissenschaftsthriller"NE KARSTRAHL". 2017 Initiator, Mitherausgeber und Mitautor eines interdisziplinären Buchprojekts von Physikern und Literaten:"Vom Targetrad zum Federkiel".

Meine Ursuppe

Durch Gespräche, Briefe und Fotos habe ich eine gute Vorstellung, wie meine Eltern vor meiner Geburt gelebt haben und wie sie miteinander umgegangen sind. Ich sehe sie förmlich vor mir, als meine Mutter dreißig Jahre alt war, jung und bildschön, mit einer Frisur aus den Zwanzigerjahren. Mein Vater war ein freundlicher, gut aussehender und stets elegant gekleideter Herr im Alter von sechsunddreißig. Auf einem Foto hält er seine immer lächelnde und verlegen blickende Frau etwas steif im Arm. Sie tanzen nach Walzer-Klängen von Johann Strauß auf irgendeinem Ball im noch friedlichen Stettin an der Oder.

Das waren sie also, Vater und Mutter, ein glückliches Paar vor dem Zweiten Weltkrieg. Als Jugendlicher waren sie für mich die ewig steinalten Eltern mit antiquierten Ansichten und altmodischem Gehabe. Aber das ist lange her. Nachdem ich erwachsen war, akzeptierte ich die Ansichten ihrer Generation, die für sie keineswegs weniger attraktiv waren als meine.

Die Eltern meines Vaters stammten aus einer Handwerkerfamilie. Sie waren noch vom Gutsherrn aus Grünhoff in Hinterpommern abhängig, obwohl die Leibeigenschaft schon abgeschafft war. Mein Opa war zwar selbstständiger Stellmacher, aber die Werkstatt gehörte dem Gutsbesitzer. Die meisten Menschen im Dorf arbeiteten für den Gutsherrn. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es aber genügend polnische Arbeitskräfte, wodurch die junge Generation meines Vaters für die Feldarbeit entbehrlich war und Berufe ihrer Wahl erlernen konnte.

Ich kann mich an die Hühner und den Schweinestall meiner Oma auf dem Hinterhof ihres kleinen Häuschens an der Straße nach Regenwalde erinnern. Dort lebten meine Großeltern mit ihren zahlreichen Kindern, darunter mein Vater. Sie besaßen immerhin etwas, vielleicht auch einen Kartoffelacker und am Haus einen kleinen Gemüsegarten, aber mehr nicht.

Als meine Großeltern heirateten, unterschrieb meine Oma die Heiratsurkunde stolz mit ihrem neuen Nachnamen, fügte jedoch bewusst ein weiteres „l“ hinzu. Nach dem Grund gefragt, argumentierte sie: „Zwei ‚ll’ im Namen seien viel schöner.“ Der Teufel weiß warum, schließlich verweist die Silbe „mall“ auf verrückt. Man denke nur an das Bild von Franz Hals „Die malle Baba“. Aber davon hatte meine Oma offenbar noch nichts gehört. Meinem Vater bereitete dieser Fehler später viele Unannehmlichkeiten auf den Ämtern. Tatsächlich gibt es heute überall auf der Welt diesen Namen, sowohl mit einem „l“ als auch mit zwei „ll“.

Meine Oma, alle nannten sie Mutter Malwitz, war alsbald nur noch mit der Aufzucht ihrer Nachkommen beschäftigt. Es ist mir ein Rätsel, wie meine Großeltern elf von dreizehn geborenen Kindern in der engen Behausung großziehen konnten. Meine Erinnerung sagt mir, es waren allenfalls vier Räume mit insgesamt höchstens hundert Quadratmetern. Ich kann mich lediglich an die kleine Küche und das Wohnzimmer erinnern. Da gab es noch eine immer verschlossene Tür, hinter der sich vermutlich ein oder zwei Schlafzimmer befanden.

Der Hof war nicht gepflastert. Deswegen standen dort nach einem Regen tagelang die Pfützen. Hauptsächlich war er von Hühnern und Enten bevölkert. Wer das Haus durc