: Michael Pye
: Peter Antes, Manfred Hutter, Jörg Rüpke, Bettina Schmidt
: Religionsgeschichte Japans
: Kohlhammer Verlag
: 9783170344174
: 1
: CHF 97.40
:
: Religion/Theologie
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In this volume, Michael Pye uses a chronological approach to present the multifaceted religious landscape of the Japanese archipelago. He traces a narrative trajectory from the available archaeological evidence of the earliest beginnings to today=s dazzlingly pluralistic culture. Special attention is given to the internal branching and interpenetration of religious traditions of various origins, such as Shinto and Buddhism. Featuring up-to-date scholarly findings while remaining easily accessible to a broader readership, the book presents the exciting, wide-ranging and interweaving network of Japanese religious history and its interrelationships with culture and politics, from the reception of foreigners, through processes of transformation and genuinely Japanese developments, to its presence in other countries.

Prof. Michael Pye was Professor of Religious Studies at Philipps University of Marburg.

2  Frühe Rekonstruktionen


2.1  Vorgeschichtliche Fragmente


Wir beginnen mit einigen Anhaltspunkten für die Religionsgeschichte Japans in der Zeit vor der Einführung der chinesischen Schriftkultur und des Buddhismus. Die geologischen und geographischen Grundlagen für die frühesten menschlichen Siedlungen in dem jetzt als Japan bekannten Land sind als Kontext für die japanische Religionsgeschichte von großem Interesse. Veränderungen der Morphologie der Landschaft sowie in klimatischen Bedingungen ermöglichten die Entwicklung menschlicher Aktivitäten in der nordostasiatischen Region, mit der Japan in prähistorischer Zeit durch Landbrücken verbunden war.1

Wie kaum anders zu erwarten, gibt es keine direkten Beweise für eine religiöse Dimension im Leben der Bewohner des japanischen Archipels in prähistorischer Zeit. Auch indirekte Andeutungen sind spärlich und lassen Raum für unterschiedliche Interpretationen, die schon aus diesem Grund nicht als erwiesen betrachtet werden können. Aus dem Paläolithikum liegen lediglich einfachste Jagdwerkzeuge vor. Ein kleiner Stein mit auffälligen Kratzern, der in der heutigen Ehime-Präfektur auf der Insel Shikoku gefunden wurde, könnte aus dem 12. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung, also vom Ende des Paläolithikums stammen. Die Kratzer sind als die Haare, Brüste und Becken einer Frau gedeutet worden, aber ohne Kontext lässt sich darüber nichts weiter sagen.

Das Neolithikum umfasst die Zeit ab der großen Gletscherschmelze zwischen dem 12. Jahrtausend und dem 3. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Die koreanische Halbinsel hatte bereits ihre vom chinesischen Festland aus gesehen relativ isolierte geographische Lage angenommen, während der Zugang von Norden her durch ein äußerst hartes Klima erschwert war. Der japanische Archipel war inzwischen vom Festland völlig abgetrennt. Die relative Nähe zwischen Korea und Japan, die später bedeutsam wurde, spielte mangels effektiver Seefahrt noch keine große Rolle.

Gemeinsamkeiten in der Kultur der Neusteinzeit sind schwierig zu deuten, da die Besiedlung der japanischen Inseln nicht nur von Korea aus, sondern auch von den südlichen Inseln erfolgte. Man kann von Kontinuitäten in der symbolischen, mythologischen und rituellen Kultur ausgehen, die aber nicht präzise dokumentiert werden können.2 Das Neolithikum in Japan wird meist als das J mon-Zeitalter bezeichnet, da die typische Keramik aus dieser Zeitj mon (»Schnurmuster«) aufweist. Obwohl dieser Stil gelegentlich als etwas Besonderes dargestellt wird, gehört diese Technik in die weltweit bekannte Kategorie der Schnurkeramik. Es handelt sich um abstrakte, nicht-figürliche Muster. Auch Körperschmuck aus Stein, Horn und Lehm ist erhalten. Da es an figürlicher Dekoration mangelt, lassen sich jedoch kaum bestimmte Vorstellungen