Kapitel eins
Vier Säulen einer stabilen Beziehung – Navigation durch die Pubertät
Meine Eltern lieben mich überhaupt nicht. Ich kann kommen und gehen wie ich will. Selbst wenn ich die ganze Nacht wegbleibe, sagen sie nichts. Ich bin ihnen einfach egal.
Ein Sechzehnjähriger
Wer mit etwa dreizehn- bis sechzehnjährigen Teenies zu tun hat, kann sich nie sicher sein, was von einem erwartet wird. Reden oder schweigen, lachen oder weinen, Nähe oder Distanz? Manchmal wechseln die Stimmungen von Teenagern rasend schnell, wie das Auf und Ab einer Achterbahn, bei der man nie weiß, in welcher Richtung es nach der nächsten Kurve weitergeht. Hatten die Eltern mit ihrem Teenager gestern noch ein vernünftiges Gespräch auf Augenhöhe, kann er heute plötzlich uneinsichtig und verzweifelt sein wie ein Dreijähriger. Doch auch wenn Eltern sich dann manchmal an die Kleinkindzeit erinnert fühlen, ihre Teenager sind in einer ganz anderen Situation: Hormone wirken auf sie ein, sie müssen sich in der digitalen Welt behaupten und von den Erwachsenen trennen sie manchmal Welten.
Für Jugendliche in der Pubertät verliert die Familie an Bedeutung, während Freunde immer wichtiger werden. Gleichzeitig reagieren Teenager impulsiv, lassen sich unüberlegt auf Abenteuer ein, scheuen auch vor riskanten Unternehmungen nicht zurück und ignorieren die besorgten Einwände ihrer Eltern. Wenn die Erwachsenen im falschen Moment oder auf die falsche Weise die Nähe ihrer Kinder suchen, haben sie das Gefühl, einen Kaktus umarmen zu wollen. Das kann richtig wehtun. Kein Wunder, dass es vielen Eltern Angst macht, wenn sie bei ihren Kindern die ersten Anzeichen der Pubertät entdecken.
Wie begründet diese Angst manchmal sein kann, zeigt die folgende Geschichte.
„Den Sommer, als Simon dreizehn wurde, werde ich nie vergessen“, erzählte Kristin. „Alles fing ganz harmlos an. Die Kinder hatten Sommerferien und Simon, unser Ältester, wollte gern einige Zeit bei meinen Eltern verbringen. Als frischgebackener Teenager freute er sich auf eine Zeit ohne die kleinen Geschwister, außerdem konnte er auf dem Pferdehof der Großeltern mitarbeiten und ein bisschen Geld verdienen.
Simon arbeitete fleißig mit seinem Opa zusammen, sie reparierten Zäune und hielten die Ställe sauber. Gelegentlich mussten