: Marie von Ebner-Eschenbach
: Aphorismen Ebner-Eschenbach, Marie von - Deutsch-Lektüre, Deutsche Klassiker der Literatur - 14328
: Reclam Verlag
: 9783159620305
: Reclams Universal-Bibliothek
: 1
: CHF 3.90
:
: Aphorismen
: German
: 126
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Marie von Ebner-Eschenbach schrieb in der Überzeugung, ihre Worte könnten die Gedanken ihrer Zeit verändern. Ihre Aphorismen, in denen sie pointiert und oft ironisch ihre Weltsicht formuliert, zeugen von ihrem Scharfsinn, ihrer Menschenkenntnis und ihrem Selbstbewusstsein als Frau. »Eine gescheite Frau hat Millionen geborener Feinde: - alle dummen Männer«, lautet eine ihrer Einsichten. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach, geb. Freiin (seit 1843: Grä?n) von Dubsky (13.9.1830 Schloss Zdislawic [Mähren] - 12.3.1916 Wien) kämpfte zeit ihres Lebens selbstbewusst gegen festgefahrene ständische Konventionen und Geschlechterrollen. Sie absolvierte als Frau aus adeligem Haus eine Ausbildung zur Uhrmacherin und betätigte sich als Schriftstellerin. Ihre satirischen und gesellschaftskritischen Werke, so z. B. die Novelle »Krambambuli« oder ihre Romane »Lotti, die Uhrmacherin«, »Unsühnbar« und »Das Gemeindekind«, gehören zum festen Kanon der österreichischen Literatur. Ebenfalls erfreuen sich ihre »Aphorismen« großer Beliebtheit. Gekrönt wurde ihr außergewöhnlicher Werdegang mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Wien im Jahr 1900 - als erste Frau.

[7]Sag etwas, das sich von selbst versteht, zum ersten Mal, und du bist unsterblich.

 

Was uns an der sichtbaren Schönheit entzückt, ist ewig nur die unsichtbare.

 

Die verstehen sehr wenig, die nur das verstehen, was sich erklären lässt.

 

Ein Urteil lässt sich widerlegen, aber niemals ein Vorurteil.

 

Vertrauen ist Mut, und Treue ist Kraft.

 

Die jetzigen Menschen sind zum Tadeln geboren. Vom ganzen Achilles sehen sie nur die Ferse.

 

Die glücklichen Pessimisten! Welche Freude empfinden sie, sooft sie bewiesen haben, dass es keine Freude gibt.

 

[8]Es hat noch niemand etwas Ordentliches geleistet, der nicht etwas Außerordentliches leisten wollte.

 

Siege, aber triumphiere nicht.

 

Der Zufall ist die in Schleier gehüllte Notwendigkeit.

 

Andere neidlos Erfolge erringen sehen, nach denen man selbst strebt, ist Größe.

 

Der Hochmut ist ein plebejisches Laster.

 

Geduld mit der Streitsucht der Einfältigen! Es ist nicht leicht zu begreifen, dass man nicht begreift.

 

Die größte Nachsicht mit einem Menschen entspringt aus der Verzweiflung an ihm.

 

[9]Alt werden heißt sehend werden.

 

Anmut ist ein Ausströmen der inneren Harmonie.

 

Wie weise muss man sein, um immer gut zu sein!

 

Die einfachste und bekannteste Wahrheit erscheint uns augenblicklich neu und wunderbar, sobald wir sie zum ersten Male an uns selbst erleben.

 

Der Verstandesmensch verhöhnt nichts so bitter als den Edelmut, dessen er sich unfähig fühlt.

 

Wir verlangen sehr oft nur deshalb Tugenden von anderen, damit unsere Fehler sich bequemer breitmachen können.

 

Der Gescheitere gibt nach! Ein unsterbliches Wort. Es begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

 

[10]Künstler, was du nicht schaffen musst, das darfst du nicht schaffen wollen.

 

Je mehr du dich selbst liebst, je mehr bist du dein eigener Feind.

 

Eiserne Ausdauer und klaglose Entsagung sind die zwei äußersten Pole der menschlichen Kraft.

 

Nichts wird so oft unwiederbringlich versäumt wie eine Gelegenheit, die sich täglich bietet.

 

Warten lernen wir gewöhnlich erst, wenn wir nichts mehr zu erwarten haben.

 

Die Leidenschaft ist immer ein Leiden, auch die befriedigte.

 

[11]Schüchterne Dummheit und verschämte Armut sind den Göttern heilig.

 

Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft.

 

Die Konsequenzen unserer guten Handlungen verfolgen uns unerbittlich und sind oft schwerer zu tragen als die der bösen.

 

Die Gutmütigkeit gemeiner Menschen gleicht dem Irrlicht. Vertraue nur seinem gleißenden Schein, es führt dich gewiss in den Sumpf.

 

Es gibt Frauen, die ihre Männe