: Kathleen Glasgow
: Girl in Pieces TikTok made me buy it!
: Fischer Sauerländer Verlag
: 9783733605605
: 1
: CHF 10.00
:
:
: German
: 448
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Girl in Pieces« - der internationale Jugendbuch-Bestseller von Kathleen Glasgow - jetzt auf Deutsch! Das Buch begeisterte die BookTok-Community mit seiner intensiven Coming-of-Age-Geschichte über selbstverletzendes Verhalten, Depression und den Kampf gegen innere Dämonen. Charlotte ist zerbrochen. Mit nur siebzehn Jahren hat sie mehr verloren, als die meisten Menschen im Leben. Mehr als ein Mensch ertragen kann. Aber sie hat gelernt, wie man vergisst. Wie man seinen Körper gefühllos gegen Schmerz macht. Jede neue Narbe macht Charlottes Herz ein wenig härter, doch irgendwann begreift sie, dass sie mehr ist, als die Summe ihrer Verluste - und beginnt zu kämpfen! *Trigger-Warnung* »Girl in Pieces« gibt schonungslose Einblicke in Charlottes Gefühlswelt und regt zum Nachdenken an. Noch nie wurden Themen wie das Ritzen und Suizid so eindringlich beschrieben. Am Ende beweist der Jugendroman auch: Es lohnt sich, für das Leben zu kämpfen! »Girl in Pieces« ist ein mutiges Jugendbuch, dass nicht nur Young-Adult-, sondern auch All-Age-Leser:innen fesselt. »Ein eindringliches, schönes und notwendiges Buch, das lange nachhallt.« Nicola Yoon, #1 »New York Times«-Bestsellerautorin »Kathleen Glasgows poetischer Schreibstil macht Charlies Gedanken auf ihrem Weg zur Heilung lebendig.« The Independent

 Kathleen Glasgow lebt und schreibt in Tucson, Arizona. »Girl in Pieces« ist ihr erstes Jugendbuch und wurde direkt ein »New York Times«-Bestseller. Inzwischen hat sie mehrere Jugendbücher veröffentlicht, die vielfach ausgezeichnet und in 24 Sprachen übersetzt worden sind. 

ZWEI


Well I’ll do anything in this godalmighty world

If you just let me follow you down.

Bob Dylan,»Baby, Let Me Follow You Down«

 

Der Bus ist ein riesiges, schwerfälliges Ungetüm voller Traurigkeit und abgestandener Luft. In jeder Stadt kackt es uns für zwanzig Minuten aus, oder für zwei Stunden oder drei, egal, der Ablauf ist immer derselbe: ein Imbiss irgendwo, ein Minimarkt, zugemüllte Toiletten, zugemüllte Gassen. Ich verstecke das Geld von Vinnie tief in den Taschen und gebe es nur für Schokoriegel und Mineralwasser und Chips aus und einmal auch für einen Eiersalat, dessen Mindesthaltbarkeitsdatum mit schwarzem Stift ausgestrichen wurde. Der Schokoladengeschmack auf der Zunge ist wie eine Explosion der Glückseligkeit.

Ich rede nicht mit den Leuten, die neben mir sitzen. Sie driften herein, riechen nach Rauch oder Schmutz, und dann driften sie beim nächsten Halt wieder nach draußen. In Kansas bleibt der Bus mitten in der Nacht plötzlich liegen, in einer Stadt, in der jetzt, Mitte Mai, immer noch Weihnachten ist: In verdunkelten Ladenfenstern hängen ausgeblichene Kränze, in der Auslage einer Tankstelle blinkt eine grelle Lichterkette. Die Frau neben mir versenkt ihr Kinn in den buschigen Kragen ihres falschen Pelzmantels und murmeltGott mit uns, während wir aus dem Bus torkeln und dann auf dem Parkplatz eines mit Brettern zugenagelten Diners herumstehen. Die Männer, die im Bus hinten gesessen haben, verlagern ihr Hütchenspiel einfach nach draußen in eine Nebenstraße, während der Fahrer hin und her tigert und auf Hilfe wartet. Ich setze mich abseits von allen anderen auf den Bordstein. Die Kapitänsjacke ist mir immer noch zu warm. Auf meinem Ticket steht, dass wir sechs Bundesstaaten durchfahren werden, um nach Arizona zu gelangen, und dass das einen Tag, dreiundzwanzig Stunden und fünfundvierzig Minuten dauern wird. Der Fahrer sagt, er hat keine Ahnung, wann ein Ersatzbus kommen wird.

Ich weine in fremden Toilettenkabinen, warme Tränen sickern unter den Kragen meiner Jacke, und ich starre das Geld an, das Ellis und ich verdient haben. Endlich komme ich weg von hier, vielleicht sogar an einen Ort, wo es besser ist, aber sie ist nicht bei mir, und das tut weh.Alles tut wieder weh, ein scharfer, beängstigender Schmerz auf meiner vernarbten Haut. Ich versuche einfach, immer weiter an Mikey zu denken, daran, wie schön es sein wird, bei ihm zu sein, und vielleicht können wir diesmal sogar mehr als nur Freunde werden.

Als wir endlich ankommen, ist es mitten in der Nacht. Der plötzlicheTuuuuusooooon!-Jubelschrei des Fahrers dröhnt durch den Bus und reißt etliche Fahrgäste aus dem Schlaf. Ich reihe mich zwischen die schlaftrunkenen Leute ein, die aus dem Bus in die warme, trübe Arizona-Luft hinauswanken.

Etliche Fahrgäste werden von Leuten empfangen, die auf sie gewartet haben, ich sehe zu, wie sie sich umarmen und küssen. Auf mich wartet niemand, also hole ich Mikeys Umschlag heraus, um mich nicht ganz so einsam zu fühlen.

Ich habe den Brief im Bus immer und immer wieder gelesen, nur um mich dran zu erinnern, dass das hier wirklich passiert, dass ich wirklich wegkomme.

Charlie! Alles wird gut, das verspreche ich dir. Tut mir leid, dass ich erst mal nicht da sein kann und du allei