Eine abenteuerliche Zugfahrt
Es ist Mitte Juli und die gemütliche Wohnung unter dem Dach fühlt sich an wie ein Backofen. Sehnsüchtig blickt Mia einen Moment lang auf den türkisfarbenen Bikini in ihren Händen, ehe sie ihn dann in den geöffneten Koffer auf ihrem Bett fallen lässt und sich daran macht, aus dem unordentlichen Klamottenhaufen vor ihr die nun wirklich allerwichtigsten Teile für den Italienurlaub herauszusuchen. Natürlich gelingt ihr das nicht einmal annähernd und als sie eine halbe Stunde später versucht ihren übervollen Koffer zu schließen, kugeln ein Flip-Flop und ihr Fön direkt wieder heraus.
Frustriert lässt Mia den Koffer für einen Moment lang Koffer sein und macht sich auf den Weg in die Küche, um sich am Kühlschrank eine Abkühlung zu besorgen. Die langen rotblonden Locken hat sie der Hitze wegen zu zwei niedlichen kleinen Knoten hoch oben auf ihrem Kopf geschlungen. Trotzdem klebt ihr das dünne Sommerkleid am verschwitzten, aber immerhin goldig gebräunten Körper. Auf Unterwäsche hat sie wegen der Hitze verzichtet.
Während sie ein angenehm kaltes Berliner Kindl aus dem Gemüsefach ihres Kühlschranks zieht, dreht sie den Kopf nach rechts, wo sie durch die geöffneten Türen bis in Jonathans Zimmer blicken kann. „Jonathan, willst du auch’n Bier?“
„Jo, danke!“, lässt sich ihr Mitbewohner vernehmen und taucht einen Moment später in der geöffneten Zimmertür auf. Auch er hat sich der Hitze entsprechend gekleidet und trägt bloß ein paar verwaschene dunkelblaue Shorts. Unter der ebenfalls gebräunten Haut seiner nackten Brust zeichnen sich die Muskeln deutlich ab. Auf der linken Schulter indes lassen sich gerade so noch ein paar hellrote Striemen erkennen, die von Mias Fingernägeln stammen. Jonathans sonst meist fröhliches Gesicht wirkt jedoch ungewöhnlich erschöpft.
„Die Hitze hier oben ist echt nicht auszuhalten.“ Er nimmt von Mia ein Bier entgegen und drückt sich dieses einen Moment lang gegen die Stirn.
„Ja, wird echt Zeit, dass wir endlich ans Meer kommen…“ Mit einem gequälten Grinsen lässt Mia sich auf ihr absurd großes rotes Sofa direkt unter der Dachschrägen fallen – verzieht dann jedoch augenblicklich das Gesicht, als der Samt sich juckend gegen ihre verschwitzten Oberschenkel drückt. Schnell wechselt sie auf einen der Holzstühle und öffnet zischend ihr Bier.
Jonathan lehnt sich gegen die Küchentheke, auf der sich noch das schmutzige Geschirr vom Mittagessen stapelt. Mit einem Blick darauf hebt er seufzend sein Bier an die Lippen und murmelt dann: „Ich vermisse Cassidy jetzt schon…“
Mia folgt seinem Blick und wird ebenfalls an ihre amerikanische Untermieterin erinnert, die während Michaels Auslandssemesters in dessen Zimmer gewohnt und vor einer knappen Woche in die Staaten zurückgekehrt ist. Cassidys ausgesprochen devote Neigung hatte sich unter anderem dadurch gezeigt, dass sie mit vollendeter Hingabe für die anderen beiden putzte und sauber machte.
Beinahe entrüstet zieht Mia die Augenbrauen empor. „Ja, aber wohl nicht bloß deshalb!“
Jonathan lacht auf und nimmt noch einen Schluck von seinem Bier. Dann schüttelt er den Kopf und seine markanten Züge werden genießerisch weich. „Nein, nicht deshalb.“ Er hatte die letzten Monate, in denen er mit den beiden Mädchen alleine in der WG gelebt hatte, sichtlich genossen. „Aber es war ein schöner Nebeneffekt.“
Mia grinst schief und verdreht spielerisch die Augen.
An einem anderen Tag hätte Jonathan sie dafür übers Knie gelegt, doch heute grinst er bloß und prostet ihr mit seinem Bier zu. „Und jetzt spiel hier mal nicht die Heilige, Kätzchen! Du hast sie doch mehr als einmal dein Zimmer putzen lassen…“
Mia errötet unter all ihren Sommersprossen und nimmt schnell noch einen Schluck von ihrem Bier. Tatsächlich hatte die unterwürfige Amerikanerin in der sonst selbst eher devot veranlagten Mia eine ganz neue Seite geweckt: Mit Cassidys Einzug war Mia zum ersten Mal nicht mehr der Neuankömmling in der 3er-WG gewesen und schon allein deshalb in der „Hackordnung“ weiter nach oben gerutscht. Unter Jonathans Anleitung hatte sie dann entdeckt, dass auch sie das Gefühl der Macht und Kontrolle durchaus zu genießen wusste – auch wenn dies