: Jan Müller, Rasmus Engler
: Vorglühen Roman | Der mitreißende Roman der Musiker Jan Müller (Tocotronic) und Rasmus Engler
: Ullstein
: 9783843728492
: 1
: CHF 16.20
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: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 368
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Aus der Provinz nach St. Pauli. Ein Roman, so intensiv wie eine durchfeierte Nacht.  Albert hatte kaum das geleerte Schnapsglas auf den Tresen gestellt, als Gernot mit schiefer Brille auf ihn zu stob und rief: »Weiter, weiter! Wir müssen weiter!«  Gerade aus der oberbergischen Provinz nach Hamburg gezogen, findet sich Albert Bremer mitten im Irrsinn einer Nacht auf St. Pauli wieder. Er trinkt Großmutters Aprikosengeist und Unmengen von Bier, trifft die tollste Frau und die skurrilsten Typen, die er je gesehen hat. Und im Laufe weniger Stunden findet er Freunde, ein WG-Zimmer und eine Band.  Vorglühen erzählt von?Hamburg 1994 und von der Musik, die nach diesem Sommer ganz Deutschland begeistern wird.  om Aufbruch aus der Provinz?in die Großstadt, von alkoholgeschwängerten Nächten und Tagen, von Rausch und Begeisterung, von?Freundschaft, Liebe, Verr t und Enttäuschung. Vom elektrisierenden Gefühl, an dem Ort zu sein, an dem gerade etwas?ganz Großes entsteht.  

Jan Müller, geboren 1971 in Hamburg, ist seit der Gründung 1993 Bassist der Rockband Tocotronic. Müller lebt seit 2010 in Berlin und betreibt den populären Interview-Podcast »Reflektor«.

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Vor dem Werk B standen schon reichlich Leute, und es regnete einen typischen Hamburger Kackregen. Ebenjenen Regen, der sich anschleicht und über Tage bleibt, kein Platzregen mit absehbarem Ende und auch kein Nieseln, das einfach zu verdrängen wäre, sondern der nervende Hamburger Dauerregen. Alles in ihm wurde grau, angedüstert. Es schien Albert Bremer absurd, einfach in die S-Bahn zu steigen, um zu einem Konzert zu fahren. In seiner Heimat Wehl, in der kulturellen Wüste des Oberbergischen Lands, waren Konzertbesuche unvermeidlich mit endlosen Autofahrten verbunden gewesen. Diesen Reisen waren lange und komplizierte Losverfahren vorausgegangen, wer das Fahrzeug lenken und demzufolge nüchtern bleiben musste. Eine undankbare Aufgabe, doch eigentlich hatte er die Konzerte nur dann wirklich miterlebt, wenn das Los auf ihn gefallen war.

Er war das erste Mal allein auf einem Konzert. Damals waren sie immer mindestens zu viert gewesen, weil sonst das Spritgeld für jeden Einzelnen zu hoch gewesen wäre, und wenn sich nur drei Leute interessiert gezeigt hatten, waren sie halt kurzerhand in Wehl geblieben und zu irgendeinem Besäufnis in irgendeinem Partykeller gegangen oder in irgendeinem Garten, immerhin hatte man da immer gewusst, was einen erwartete. Ob Skrei und er irgendwen hätten überzeugen können, zu einem Konzert derCoral Key Parks mitzukommen? Skrei hatte eigentlich als Einziger einen belastbaren Musikgeschmack gehabt, deswegen war er auch Alberts bester Freund. Albert musste