: Alex Ferguson
: Alex Ferguson - Meine Autobiografie Die Geschichte des legendären Fußballtrainers und Managers von Manchester United
: Edel Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
: 9783841908377
: 1
: CHF 17.40
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: Ballsport
: German
: 432
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Alex Ferguson gilt als einer der erfolgreichsten, charismatischsten und einflussreichsten Trainer der Fußballgeschichte. Über den unglaublichen Zeitraum von 27 Jahren war der Schotte als Manager und Trainer in Personalunion das Gesicht und die Seele von Manchester United. Er entdeckte und formte Weltstars wie Cristiano Ronaldo, David Beckham, Roy Keane, Eric Cantona oder Ruud van Nistelrooy. Unvergesslich das Champions-League-Finale 1999 gegen Bayern München, bei dem seine Mannschaft aus einem 0:1 Rückstand binnen 102 Sekunden in der Nachspielzeit ein 2:1 machte - die Queen schlug ihn danach zum Ritter. Ferguson blieb dabei immer er selbst, mit seiner Meinung hielt er nie hinter dem Berg. Mit bissigem Spot überzog er seine Lieblingsrivalen José Mourínho und Arsène Wenger. Bezeichnend daher auch sein Spitzname 'Der Föhn', der auf seine mitunter deftigen und lautstarken Wutausbrüche zurückgeht, vor denen keiner seiner Spieler sicher war. In seinem Buch lässt Alex Ferguson nichts aus und berichtet von einem Vierteljahrhundert Fußball auf höchstem Niveau. Höchst unterhaltsam und absolut mitreißend!

Sir Alex Ferguson, geboren 1941, wuchs im Glasgower Werftarbeiterviertel Govan auf. Als Spieler stürmte er unter anderem für die Glasgow Rangers, bevor er seine Trainerkarriere beim schottischen FC East Stirlingshire begann. Nach drei Meistertiteln und drei Pokalsiegen mit dem FC Aberdeen und einem kurzen Intermezzo als Nationaltrainer Schottlands kam er 1986 zum englischen Traditionsclub Manchester United. Bis zu seinem Abschied am 19. Mai 2013 absolvierte er dort 1500 Pflichtspiele und gewann 38 Titel, darunter das englische Triple und zweimal die Champions League. Der engagierte Sozialist war auf und neben dem Feld stets ein gefürchteter Gegenspieler - intelligent, schlagfertig und kompromisslos.

KAPITEL 1
ÜBERLEGUNGEN


Wenn ich ein Spielergebnis anführen müsste, das am besten versinnbildlicht, worum es bei Manchester United geht, dann wäre es das Spiel Nummer 1500, mein letztes. West Bromwich Albion gegen Manchester United 5:5. Verrückt. Wunderbar. Unglaublich.

Wann immer man zu einem Spiel von United ging, erwartete man Tore und Emotionen, und das Herz wurde oft auf eine harte Probe gestellt. Auch an diesem Tag war das so. Wir hatten innerhalb von neun Minuten eine 5:2-Führung gegen West Bromwich aus der Hand gegeben, und ich machte in der Umkleide meiner Verärgerung über die verschenkte Führung Luft. Aber die Spieler durchschauten mich, denn ich konnte meine verhohlene Begeisterung über das spannende Spiel mit dem historischen Unentschieden wohl nicht richtig verbergen. Also sagte ich einfach: »Danke, Jungs. Ihr habt mir einen verdammt guten Abschied geschenkt!«

David Moyes war bereits zu meinem Nachfolger ernannt worden und als wir nach dem Spiel in der Kabine saßen, witzelte Ryan Giggs: »David Moyes hat gerade sein Amt niedergelegt.«

Trotz unserer Abwehrschwächen an diesem Tag war ich stolz und erleichtert, dieses tolle Team von Spielern und den ebenso tollen Trainerstab in Davids Obhut zu übergeben. Meine Arbeit war getan. Meine Familie wartete in der Regis Suite auf dem Gelände von West Brom auf mich, und ein neues Leben lag vor mir.

Es war einer jener Tage, die einem wie ein Traum erscheinen. West Brom hatte alles erstklassig organisiert und sich bestens um mich gekümmert. Später schickten sie mir die von sämtlichen Spielern unterschriebenen Listen mit den Mannschaftsaufstellungen. Fast meine ganze Familie war bei mir: drei Söhne, acht Enkel und etliche gute Freunde. Ich freute mich, dass sie da waren und dass wir alle gemeinsam dieses letzte Spiel erleben konnten.

Als ich auf dem Gelände von West Brom aus dem Teambus stieg, wollte ich jeden Augenblick bewusst genießen. Das Loslassen fiel mir nicht schwer, weil ich wusste, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war. Am Vorabend vor dem Spiel hatten die Spieler bekannt gegeben, dass sie mir zu meinem Ruhestand etwas überreichen wollten. Ihr besonderes Geschenk bestand aus einer schönen Rolex aus dem Jahr 1941, meinem Geburtsjahr, bei der die Zeit auf 15:03 Uhr eingestellt war, also genau jenen Zeitpunkt, an dem ich am 31. Dezember 1941 in Glasgow das Licht der Welt erblickte. Dazu überreichten sie mir ein Fotoalbum, das meine Zeit bei United Revue passieren ließ – mit Bildern meiner Enkel und meiner Familie auf der Mittelseite. Es war der Uhrennarr Rio Ferdinand, der die Idee für dieses Geschenk hatte.

Nachdem man mir das Album und die Uhr überreicht hatte und heftig applaudiert wurde, bemerkte ich auf den Gesichtern einiger Spieler einen besonderen Ausdruck. Manche waren sich wohl nicht ganz sicher, wie sie mit diesem Moment umgehen sollten, weil sie mich ja immer in ihrer Nähe gehabt hatten; einige seit 20 Jahren. Ich bemerkte den fragenden Gesichtsausdruck, der zu sagen schien: Wie wird es jetzt wohl weitergehen? Manche hatten nie einen anderen Trainer als mich.

Trotzdem war noch ein Spiel zu machen, und ich wollte, dass es gut wird. Schon nach einer halben Stunde lagen wir 3:0 in Führung, aber West Brom war nicht bereit, mir den Abschied zu versüßen. John Sivebæk erzielte am 22. November 1986 das erste Tor für United in meiner Zeit als Trainer. Den letzten Treffer landete Javier Hernández am 19. Mai 2013. Beim Spielstand von 5:2 hätte daraus auch 20:2 für uns werden können. Beim Stand von 5:5 hätten wir auch 20:5 verlieren können. Die Abwehr war das reinste Chaos. West Brom erzielte innerhalb von fünf Minuten drei Tore, alles Treffer von Romelu Lakaku, also ein Hattrick.

Trotz des späten Ansturms auf unser Tor war die Stimmung in der Umkleide ausgelassen. Nach dem Abpfiff blieben wir noch auf dem Spielfeld, um uns bei den United Fans zu bedanken. Giggsy schob mich nach vorn, und die Spieler hielten sich im Hintergrund. Ich stand allein vor einem Mosaik glücklicher Gesichter. Unsere Fans hatten den ganzen Tag über gesungen, skandiert und waren rumgehüpft.