In meinen letzten beiden Schuljahren bin ich jeden Freitag nach der Schule zu meiner Großmutter gefahren. Daran muss ich denken, als ich vor ihrem Haus stehe. Neben der Tür lehnt noch immer der Besen an der Hauswand. Wer zu Besuch kommt, fegt kurz die Treppenstufen, damit meine Großmutter nicht auf dem Laub ausrutscht.
Wenn meine Großmutter mich damals vor dem Küchenfenster stehen sah, rief sie so nachdrücklich:Aaach, Luisaa, als wäre sie jeden Freitag aufs Neue überrascht von meinem Besuch. Drinnen hielt sie Hausschuhe bereit, damit ich keine kalten Füße bekäme. In meiner Erinnerung schlurfte ich in viel zu großen Schlappen hinter ihr her in die Küche.
Während sie im Topf rührte, ließ ich mich auf die Küchenbank fallen, steckte die eiserne Nähmaschine auf dem Regal aus, um dort mein Handy zu laden. In der Tasche hatte ich oft kleine Zettel, auf denen standIndien oderElbvertiefung oder auch80er-Jahre, hä? Dinge, die wir im Unterricht besprochen hatten und die ich mit meiner Großmutter diskutieren wollte. Noch bevor ich richtig angekommen war, war sie schon mittendrin:Luisa!, sagte sie dann,was ist nur wieder alles passiert!
Die Tradition der Nachmittage bei meiner Großmutter reicht weit zurück. Schon als kleines Kind verbrachte ich solche Nachmittage bei ihr. Damals trafen wir uns nicht zuerst in der Küche, sondern in ihrer Holzwerkstatt, unten im Keller. Irgendwann hatte sie ihre Garage ausgebaut und statt eines Autos eine Werkbank reingestellt. Sie hatte übriggebliebenes Holz vom Baumarkt geholt und an der Wand eine lange Leiste mit Löchern angebracht, an die sie buntes Werkzeug hängte. Solange ich denken kann, sitze i