: Curt Riess
: Gotfried Duttweiler Mit einem Vorwort von Karl Lüönd
: Europa Verlag GmbH& Co. KG
: 9783905811384
: 1
: CHF 8.90
:
: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
: German
: 432
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Biografie des großen Schweizer Unternehmers zu seinem 50. Todestag. Mit einem Vorwort von Karl Lüönd. Gottlieb Duttweiler war der Gründer der Migros, dem Markt der Schweizer. Von den ersten Wagen, mit denen die Schweiz befahren wurde, um die Lebensmittel direkt an die Verbraucher zu bringen, bis zum Einstieg in die Politik als Gründer der Partei Landesring der Unabhängigen: Curt Riess beschreibt auf überaus unterhaltsame Weise das Leben eines Unternehmers, dessen erste Sorge stets dem 'kleinen Mann' galt und der die Lebensmittelbranche revolutionierte.

WER WAR DIESER MANN?

An Stelle eines Vorworts

Als ich in den Jahren 1956 bis 1958 Gottlieb Duttweilers Biografie schrieb, beschäftigte mich immer wieder die Frage: Wie soll das enden? Wo? Wann? Ich schrieb damals:

«Es ist sehr schwer, unter ein Buch über Gottlieb Duttweiler den Schlussstrich zu ziehen, weil er selbst bisher noch keinen Schlussstrich gezogen hat. Immer frische Ideen, immer neue Kämpfe. Und das wird wohl erst aufhören, wenn er nicht mehr ist.»

Er lief damals sozusagen ständig seiner eigenen Biografie – und seinem Biografen – davon. Kaum glaubte ich aufhören zu dürfen, da ging auch schon das Telefon. Er hatte etwas Neues unternommen. Etwas, das ihm wichtiger erschien als alles, was er bisher getan hatte!

Dies war überhaupt sein hervorstechendstes Charakteristikum: dass er sich in jeden neuen Kampf, in die Verwirklichung jedes neuen Projektes mit der Überzeugung warf, gerade dieses neue Projekt, gerade dieser Kampf, müsse auf jeden Fall noch durchgeführt werden, gerade der augenblicklich bevorstehende Kampf sei von besonderer Bedeutung und müsse, was immer es koste, beendet und natürlich siegreich beendet werden. Alles, was er geschafft hatte, schien ihm in solchen Augenblicken von minderer Bedeutung. Nur das, was vor ihm lag, was noch geschafft werden musste, war von Wichtigkeit.

«… wird wohl erst aufhören, wenn er nicht mehr ist.» Und nun ist er nicht mehr.

Und mir will scheinen, als sei es trotzdem schwerer denn je, einen Schlussstrich zu ziehen. Weil sein Werk sich weiterentwickelt, weil es – längst vor seinem Tod – Eigenleben gewonnen hatte, weil vieles von dem, was er erst plante oder auch nur als Möglichkeit ahnte, über Nacht Wirklichkeit geworden ist. Und weil so täglich neue Wirklichkeiten entstehen.

Wie sie werten? Wie sie in das Lebenswerk des nun Toten eingliedern? Ach, und er ist nicht mehr da, um mir mit Rat zur Seite zu stehen, um zu helfen, um einen Weg zu bahnen durch dieses Dickicht von Ideen, Plänen, aus dem Boden gestampften vollendeten Tatsachen, Ereignissen, das sein Leben war.

Er war es, der mir von Anfang an half; und sei es auch nur, indem er etwa sagte: «Sie müssen nicht auf das hören, was ich Ihnen erzähle. Sie müssen mit meinen Gegnern sprechen. Die sehen das ganz anders.»

Ich sehe noch vor mir, wie es begann. Der Verleger hatte den Vorschlag gemacht, ich solle ein Buch über Duttweiler schreiben. Ich? Ich wusste doch so wenig über ihn …

Zwei oder drei Tage später kamen ein paar Kisten ins Haus. Sie barsten von Material über Duttweiler, über die Migros, über den Hotelplan, über die Kämpfe, die er hatte durchstehen müssen, es war auch viel Politisches dabei und von ihm selbst Ge