1. #METOO: ICH EMPÖRE MICH, ALSO BIN ICH
Auf meinem Smartphone ist ein Foto gespeichert, das mich mit einem ehemaligen Bundespräsidenten zeigt; sein linker Arm umschlingt meinen Rücken, seine Hand liegt auf meiner linken Hüfte. Er hatte mich nicht gefragt, ob er das dürfe, und ich hatte ihn nicht dazu aufgefordert, das zu tun.
Nach einer Expertentagung zum Thema Integration im Schloss Bellevue im Berliner Tiergarten gab es einen Empfang. Im Vorraum zum großen Saal in der ersten Etage war ein Chichi-Buffet mit Häppchen aufgebaut, drinnen glitzerten große Kristalllüster von der hohen Decke, das Parkett glänzte, wo kein dicker Teppich die Schritte dämpfte, und an den kleinen Stehtischchen unterhielten sich die Gäste, unter ihnen Necla Kelek, Ahmad Mansour und Ali Ertan Toprak, Henriette Reker, Rita Süssmuth und Armin Laschet sowie Giovanni di Lorenzo. Die Herren trugen Anzug und Krawatte, ich hatte, dem Anlass angemessen, ein knielanges, blaues, hochgeschlossenes Schmetterlingskleid mit Rücken-Reißverschluss gewählt.
Da kam Joachim Gauck heran. Eine Freundin stellte uns einander vor. Er kannte das Interview, das kurz zuvor in der ZeitungDie Welt erschienen war, in dem ich meine Wut über die Exzesse in der Silvesternacht in Köln ausgedrückt und die muslimischen Mütter dafür verantwortlich gemacht hatte, dass ein erschreckender Anteil unter den muslimischen Männern so ist, wie er ist: faul, verwöhnt und frauenfeindlich, erzogen von Müttern, die Jungen wie Paschas päppeln und Mädchen zu Mägden machen. »Diese Männer lernen, dass Frauen, die einen kurzen Rock oder eine enge Hose tragen, verfügbar sind«, sagte ich damals. »Sie lernen, dass sie das Recht haben, sie respektlos zu behandeln.«1
Der Bundespräsident wusste auch, dass ich