: Zana Ramadani
: Sexismus Über Männer, Macht und #Frauen
: Europa Verlag GmbH& Co. KG
: 9783958902305
: 1
: CHF 12.60
:
: Gesellschaft
: German
: 200
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Seit Wochen erhitzt die Kampagne #MeToo die Gemüter. Mitte Oktober von US-Schauspielerin Alyssa Milano ausgelöst, fordert der Hashtag Frauen auf, offen über sexuelle Belästigung und Vergewaltigung zu berichten. Seitdem haben unzählige Frauen weltweit bekannt, in der Vergangenheit sexuell drangsaliert worden zu sein. Auch Bestsellerautorin und Feministin Zana Ramadani hat bei deutschen Männern einiges erlebt - von eindeutigen Angeboten bis hin zu Übergriffen durch namhafte Politikergrößen. In ihrem neuen Buch spricht sie Klartext über den Sexismus vieler Männer, geht aber auch mit dem Aktionismus mancher #Feministinnen hart ins Gericht. Unmissverständlich macht Zana Ramadani deutlich: 'Vergewaltigung und andere sexuell motivierte Attacken müssen härter bestraft werden.' Dennoch warnt sie eindringlich vor einer einseitigen Debatte zugunsten von Frauen: 'Wir dürfen nicht jeden dämlichen Spruch eines senilen alten Mannes an den Pranger stellen. Die Neigung, jedes missglückte Kompliment zu sexueller Gewalt zu stilisieren, verhöhnt die tatsächlichen Opfer und bremst den Fortschritt auf den wirklichen Problemfeldern des Geschlechterkampfes wie der Gleichstellung der Frau in der Arbeitswelt.' In ihrem Buch plädiert sie für eine schonungslos ehrliche Diskussion und macht deutlich, warum ein digitaler Aufschrei der Frauen nicht genügt und auch Männer Opfer von Sexismus werden können.

Zana Ramadani, geb. 1984, ist Mitbegründerin von FEMEN Deutschland, Frauenrechtlerin, CDU-Mitglied und Gesellschaftskritikerin. Mit ihrem ersten Buch 'Die verschleierte Gefahr' stand sie 14 Wochen auf der Spiegel- Bestellerliste.

1. #METOO: ICH EMPÖRE MICH, ALSO BIN ICH


Auf meinem Smartphone ist ein Foto gespeichert, das mich mit einem ehemaligen Bundespräsidenten zeigt; sein linker Arm umschlingt meinen Rücken, seine Hand liegt auf meiner linken Hüfte. Er hatte mich nicht gefragt, ob er das dürfe, und ich hatte ihn nicht dazu aufgefordert, das zu tun.

Nach einer Expertentagung zum Thema Integration im Schloss Bellevue im Berliner Tiergarten gab es einen Empfang. Im Vorraum zum großen Saal in der ersten Etage war ein Chichi-Buffet mit Häppchen aufgebaut, drinnen glitzerten große Kristalllüster von der hohen Decke, das Parkett glänzte, wo kein dicker Teppich die Schritte dämpfte, und an den kleinen Stehtischchen unterhielten sich die Gäste, unter ihnen Necla Kelek, Ahmad Mansour und Ali Ertan Toprak, Henriette Reker, Rita Süssmuth und Armin Laschet sowie Giovanni di Lorenzo. Die Herren trugen Anzug und Krawatte, ich hatte, dem Anlass angemessen, ein knielanges, blaues, hochgeschlossenes Schmetterlingskleid mit Rücken-Reißverschluss gewählt.

Da kam Joachim Gauck heran. Eine Freundin stellte uns einander vor. Er kannte das Interview, das kurz zuvor in der ZeitungDie Welt erschienen war, in dem ich meine Wut über die Exzesse in der Silvesternacht in Köln ausgedrückt und die muslimischen Mütter dafür verantwortlich gemacht hatte, dass ein erschreckender Anteil unter den muslimischen Männern so ist, wie er ist: faul, verwöhnt und frauenfeindlich, erzogen von Müttern, die Jungen wie Paschas päppeln und Mädchen zu Mägden machen. »Diese Männer lernen, dass Frauen, die einen kurzen Rock oder eine enge Hose tragen, verfügbar sind«, sagte ich damals. »Sie lernen, dass sie das Recht haben, sie respektlos zu behandeln.«1

Der Bundespräsident wusste auch, dass ich