EIN »NEUES« WELTBILD FÜR DIE LIEBE
»Die meisten Menschen arbeiten mit Computern, die auf der Technik des 21. Jahrhunderts basieren, mit dem Denken und Weltverständnis des 19. Jahrhunderts.«21
RAY KURZWEIL
Dieser bemerkenswerte Satz von einem der führenden Vorausdenker unserer Zeit und Director of Engineering bei Google trifft es sehr gut. Denn obwohl unser Smartphone ohne die Quantentheorie nicht denkbar wäre, basiert das aktuell nicht hinterfragte Weltbild der Betriebswirtschaftslehre, der Führungspraxis und unseres Alltagsverständnisses immer noch auf der mechanistischen Weltanschauung Newtons, der diese zu Beginn des 18. Jahrhunderts entscheidend mitgeprägt hat.
Dieses überkommene Weltbild ist meines Erachtens sowohl in der Führungspraxis wie auch für ein vertieftes (intellektuelles) Verständnis der Liebe problematisch. Daher möchte ich mit ganz grundlegenden Überlegungen beginnen, und zwar zunächst bei der christlichen Schöpfungslehre und dem Evangelium nach Johannes:»Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eins, das geworden ist.« (Joh 1, 1–3)
In diesen wenigen Sätzen steckt eine große Tiefe, auch wenn sich diese aufgrund der ungenauen Bibel-Übersetzung von Luther leider nicht leicht erschließt. Aus dem griechischen Urtext wurde von LutherLogos mit »Wort« übersetzt, aberLogos hat (noch) eine vollkommen andere, viel umfassendere Bedeutung als nur »Wort« – nämlich »Potenzialität«.22 Ü