: Susanne Aernecke
: Das Panama-Erbe
: Europa Verlag GmbH& Co. KG
: 9783958901636
: 1
: CHF 12.60
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 572
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Sina ist die zukünftige Erbin der größten Bank Panamas. Nach dem Unfalltod ihrer Eltern findet sie wahre Freundschaft und aufrichtige Liebe bei den Kunas, den Ureinwohnern Panamas - und stößt auf das uralte Geheimnis von Amakuna. Als sie sich mit den Kunas gegen die Pläne der Bank ihres Großvaters verbündet, ist ihr Leben in Gefahr. Nur wenn sie die Rätsel der Vergangenheit ergründet, kann sie sich und ihre große Liebe retten ...Tamanca kommt im 16. Jahrhundert als Médico in das gerade von Spanien eroberte Panama. Bei sich trägt er ein Heilmittel, das unter allen Umständen geheim bleiben muss. Als er sich auf die Seite der unterdrückten Ureinwohner stellt, ahnt er noch nicht, dass die Nachfahren des von ihm gegründeten Stammes in der Gegenwart eine überaus wichtige Rolle spielen werden.'

2. KAPITEL


Einige Tage später verließen Sina und Felipe den Campus in nördlicher Richtung über die Anderson Memorial Bridge – Tage, in denen Sinas Gedächtnis sie immer öfter im Stich gelassen hatte. Sie passierten eine Baustelle, von der ein ohrenbetäubender Krach ausging. Sina, die ohnehin lärmempfindlich war, hielt sich die Ohren zu und verzog das Gesicht.

Unten auf dem Charles River trainierten die Rudermannschaften verschiedener Teams. Allerdings wurden die Kommandorufe der Steuermänner und -frauen, die sonst nach oben schallten, von den Presslufthämmern vollständig übertönt. Als Sina dann auch noch von einem Skateboardfahrer überholt wurde, der ihre Zehen nur knapp verfehlte, war sie so fertig, dass sie nur noch umkehren wollte. Felipe nahm jedoch ihre Hand und zog sie weiter. Er wusste um ihre hohe Sensibilität, die es ihr oft so schwer machte, Situationen zu ertragen, die andere mit links wegsteckten.

Sina verwünschte sich, den Termin bei Dr. Finkelstein nicht auf einen anderen Tag verschoben zu haben, und zwar einen, an dem die Taxifahrer nicht streikten. Aber Felipe hatte ihr davon abgeraten und sie überredet, die zwei Stationen bis Davidsquare mit der U-Bahn zu fahren. Es grenzte sowieso an ein Wunder, dass sie so schnell einen Termin bekommen hatte. Die Psychologin war schließlich weltberühmt und hatte sogar Patienten aus Europa, die extra über den Großen Teich kamen.

Die Empfehlung stammte von Eduardo, ihrem Privatlehrer und Freund ihrer Großmutter, der ebenfalls hier in den Staaten studiert hatte. Nach einer ausführlichen ärztlichen Untersuchung und einem Besuch beim Neurologen hatte sich Sina noch immer keinen Reim auf ihren Zustand machen können und schließlich Eduardo eingeweiht, ihn allerdings darum gebeten, ihren Großeltern vorerst nichts zu erzählen.

Am Harvard Square, wo sich die Metrostation befand, ging es auch nicht ruhiger zu. Straßenmusiker, Verkehr und Lautsprecherstimmen der Fremdenführer, die versuchten, ihre Schäfchen zusammenzuhalten, bildeten eine Kakofonie, die für Sina kaum auszuhalten war. Viele Studenten verdienten sich ein Zubrot, indem sie Touristen über den traditionellen Harvard-Campus führten und Anekdoten von Berühmtheiten wie Bill Clinton, Bill Gates oder George W. Bush, die alle hier studiert hatten, zum Besten gaben. Die etwas abgelegene Business School auf der anderen Seite des Flusses blieb glücklicherweise von diesen Menschenmassen verschont.

Felipe zog Sina die Treppen hinunter zur U-Bahn. Der Waggon war proppenvoll, sodass sie beide kaum Platz fanden. Die verschiedenen Ausdünstungen nahmen Sina fast den Atem. Es war so feucht und stickig, dass ihr unter dem Mantel kleine Bäche von Schweiß den Rücken hinunterliefen. Von Cambridge nach Summerhill waren es nur zwei Stationen. Trotzdem wäre sie am liebsten schon an der nächsten Haltestelle ausgestiegen. Doch sie wollte sich und auch Felipe beweisen, dass sie, wie jeder andere Mensch in Boston, in der Lage war, mit der