: Bernd Eilert
: Meine Île de Ré
: mareverlag
: 9783866488144
: 1
: CHF 13.90
:
: Reiseberichte, Reiseerzählungen
: German
: 192
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wangerooge im Dauerregen, Eltern im Dauerstreit: Bernd Eilerts erster Kindheitsurlaub führte zunächst nicht zu einer Leidenschaft für Inseln. Erst viel später findet er in der Île de Ré doch noch »seine« Insel, die mit ihrem diskreten Charme und dem Mangel an offensichtlichen Sehenswürdigkeiten der ideale Ort für Müßiggänger und Entdeckungen ist. Als säßen wir mit ihm bei einer Portion Austern, unterhält uns der Autor mit Beobachtungen französischer Ferienroutine und Betrachtungen alter Inselorte. Er nimmt uns mit auf Radtouren entlang der Salzbecken, in denen die Pyramiden aus Fleur de Sel in der Morgensonne funkeln. Er präsentiert uns seine Apologie der Schickimickis oder sinniert über Rés Besucher und Besatzer - vor allem aber über ein Kunstwerk, das er von der Insel mitgebracht hat: das Porträt eines Knaben im Matrosenanzug, dessen rätselhafter Herkunft er schließlich auf die Spur zu kommen glaubt.

Bernd Eilert, geboren 1949 in Oldenburg, lebt seit gut 50 Jahren in Frankfurt a.M., wo er zur Neuen Frankfurter Schule gehört. Er war u.a. Mitbegründer der Zeitschrift »Titanic«; eine andauernde Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem Komiker Otto Waalkes. Für sein Schaffen als Erzähler und Übersetzer wurde Eilert mit dem Preis der LiteraTour Nord und dem Binding-Kulturpreis ausgezeichnet.

Annäherungen


Auf die Rückseite der Karte hatte meine Frau nur geschrieben: »Hier würde es Dir gefallen.« Ich glaubte ihr kein Wort – doch die Bilder kamen mir etliche Jahre später wieder in den Kopf.

Der Anlass war nicht erfreulich. Wie so viele Leidensgenossen und -genossinnen – in dem Fall verwiese das Wort schon auf das spezifische Leiden, wenn das Wort »niesen« noch eine starke Partizipialform hätte – leidet meine Frau unter allerhand Allergien, die unter dem Begriff »Heuschnupfen« verharmlost werden. Eine Reizung der Schleimhäute durch diverse Allergene, die sich in Rotz und Wasser verwandeln. Und das wurde in ihrem Fall von Jahr zu Jahr schlimmer. Bald war es nicht mehr auszuhalten, und ihre Auflösungserscheinungen mit anzusehen war auch nicht schön. Das mag herzlos klingen, doch Mitleid hilft wenig gegen Allergien, vor allem bei meiner Frau, die auch gegen Mitleid allergisch ist. Also entschlossen wir uns zu handeln. Gegen akute Pollinose hilft bloß Luftveränderung.

Der Juli des Jahres 2000 war kühl und verregnet, zumindest in Frankfurt im Maintal, Gift für den Heuschnupfen meiner Frau. Bessere Luft atmet man entweder im Gebirge oder an der See. Da hohe Berge mir schon in der Vorstellung Schwindel verursachen, überlegten wir nicht lange, wohin es gehen sollte.

Und selbst das Problem, wo wir so kurzfristig unterkommen könnten – denn ohne Unterkunft fährt man nicht auf eine französische Insel, zumindest nicht Anfang August, wenn praktisch