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Nora Imlau
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In guten Händen Kita, Schule, Großeltern - wie wir ein starkes Bindungsnetz für unsere Kinder knüpfen können | Bestsellerautorin Nora Imlau über ein Thema, das alle Eltern beschäftigt
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Ullstein
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9783843728201
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1
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CHF 8.10
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352
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Wasserzeichen
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PC/MAC/eReader/Tablet
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ePUB
'Wie viel Eltern braucht ein Kind? Wie können wir Fürsorgepflicht und Freiheitsdrang vereinen? Und vor allem: Wie kann es uns gelingen, ein gutes, stabiles Bindungsnetz für unsere Kinder zu knüpfen?' Nora Imlau Es heißt, es brauche ein Dorf, um ein Kind großzuziehen. Doch in unserer modernen Welt ist es gar nicht so leicht, dieses Dorf zu finden. Schließlich leben wir längst nicht mehr in Großfamilienverbänden zusammen. Und wir wollen unsere Kinder auch nicht irgendwem anvertrauen. Im Gegenteil: Je sorgsamer wir unser Familienleben so gestalten, wie wir es für richtig halten. Desto schwerer fällt es uns, unsere Kinder auch anderen anzuvertrauen. Wie schaffen wir das also: unsere Kinder nicht in unserem Kleinfamilienkosmos festzuhalten, auch aber nicht zu riskieren, dass all unsere Bemühungen um Bindungssicherheit anderswo zunichte gemacht werden? Diesen brennenden Fragen und berechtigten Sorgen widmet Nora Imlau, selbst Mutter von vier Kindern, ihr neues Buch. Nora Imlau, geboren 1983, ist Buchautorin, Journalistin und Referentin. Zu ihren erfolgreichsten Büchern gehören So viel Freude, so viel Wut, Schlaf gut, Baby, Mein kompetentes Baby, Mein Familienkompass sowie Meine Grenze ist dein Halt. Als Kolumnistin bei der Süddeutschen Zeitung und der Zeitschrift Eltern sowie als Familienexpertin im MDR Fernsehen nimmt sie regelmäßig zu aktuellen Erziehungsfragen Stellung. Darüber hinaus hält sie Vorträge und Workshops für Eltern und Fachkräfte zu pädagogischen Themen und hat eine große Fangemeinde in den sozialen Medien. Mit ihrem Mann und ihren vier Kindern lebt sie in Süddeutschland.
Einleitung Wir müssen das nicht alleine schaffen! Eine meiner prägendsten Erinnerungen ans Mutterwerden ist dieser Moment, als mein Mann und ich nach der Geburt unseres ältesten Kindes mit dem Baby zum ersten Mal ganz allein zu Hause waren. Da lag dieses winzige Neugeborene zwischen uns und schlief, und mir wurde plötzlich klar, dass wir ab jetzt auf uns allein gestellt sein würden. Keine Hebamme, keine Frauenärztin, keine Säuglingsschwester würde dafür Verantwortung tragen, dass dieses Kind gesund und sicher groß werden würde. Das war nun unser Job. Unserer ganz allein. Im Nachhinein muss ich ein wenig schmunzeln über das Pathos, das in dieser Erkenntnis gefühlt mitschwang: wir zwei. Allein. Verantwortlich. Für immer.
Dass ich damals das Gefühl hatte, von nun an müssten wir es ohne Hilfe schaffen, ist kein Zufall, sondern eine Botschaft, die in unserer Gesellschaft tief verankert ist: Kinder sind keine Gemeinschaftsaufgabe, sondern Privatvergnügen. Wer nicht eigenständig für sie sorgen kann, soll halt keine kriegen. Und wer welche hat, übernimmt gefälligst auch die Verantwortung für sie, ohne dabei dem Rest der Welt zur Last zu fallen.
Wohin dieses Verständnis von Elternschaft als eine Art zeitintensives Hobby im Extremfall führt, zeigte sich während der Corona-Pandemie wie unter einem Brennglas: Während Schulen und Kitas geschlossen blieben und Großeltern sowie andere familiäre Bezugspersonen als Unterstützung ausfielen, wurde von Eltern ganz selbstverständlich erwartet, die gleiche Arbeitsleistung wie sonst auch zu erbringen – nur eben im Homeoffice und im Zweifelsfall mit Kleinkind auf dem Schoß. Besonders prägnant brachte die Autorin Nicole Huber diese Haltung des gesamtgesellschaftlichen Sich-nicht-zuständig-Fühlens auf den Punkt. Sie forderte in ihrem 2011 erschienenen BuchKinderfrei das Ende der staatlichen Familienförderung mit dem Argument, es sei ungerecht, dass fleißige Kinderlose von ihren Sozialabgaben die klimafeindliche Kinderkriegerei anderer Leute unterstützen sollen. Ein Jahr später postulierte die Wirtschaftsjournalistin Heike Göbel: »In hohem Maße zahlen Kinderlose für fremder Leute Kinder. Und zwar ohne Gewähr, ob diese Kinder später zu guten Beitrags- und Steuerzahlern werden – oder in die Fürsorge fallen.«1 Die solidarische Unterstützung von Familien: ein wenig lukratives Investitionsmodell.
Und wir Eltern? Wir nehmen diesen unausgesprochenen Auftrag, bitte niemanden mit unserem Nachwuchs zu stressen, mehr oder weniger selbstverständlich an. Schließlich leben wir in einer Leistungsgesellschaft, in der Selbstständigkeit und Unabhängigkeit einen hohen Stellenwert haben. Wer will sich d