VORKLANG
Wie baut man einen Konzern mit mehr als 150 Unternehmen in zahlreichen Ländern und über 10.000 Mitarbeitern quasi aus dem Nichts heraus auf?
a)mit dem Mut, immer wieder alles aufs Spiel zu setzen
b)im steten Streben, seine Eitelkeit zu zügeln und stattdessen ständig nach der besten Idee zu suchen, egal von wem sie kommt
c)mit dem Wissen, dass die größte Gefahr für den Erfolg der Erfolg ist
Natürlich, Sie ahnen es: Alle drei Charakterzüge sind notwendig. Und noch einiges mehr, von dem in diesem Buch die Rede sein wird.
Erzählt wird die Geschichte eines Jungen, der schon mit fünf Jahren seiner Mutter versprochen hat, einmal eine Strumpffabrik für sie zu bauen. Eines Heranwachsenden, der fasziniert war von den Lehren des indischen Gurus Bhagwan und mit neunzehn Jahren dann tatsächlich sein erstes Unternehmen gegründet hat. Und eines Mannes, der sich und sein Unternehmen immer wieder neu erfunden hat – von der klassischen Akquise, die ihn zum Marktführer in Ostdeutschland direkt nach der Wende gemacht hat, über einen von einem US-amerikanischen Hedgefonds finanzierten Leveraged Buy Out, mit dem er dann Marktführer in ganz Deutschland wurde.
Dann die Expansion weltweit, die von der Weltfinanzkrise abrupt gestoppt wurde. Kurz danach das nächste Wagnis: ein fulminanter Börsengang, basierend auf der erfolgreichen Marktdurchdringung in Polen, der Türkei und Deutschland. Und eine erneute Krise, dieses Mal die der Staatsschulden, die alles wieder einreißt.
Die Neuerfindung durch eine sehr frühe Digitalisierung, die die Branche verblüfft und die Aktie verzehnfacht.
Schließlich der Überfall aller Überfälle – eine spektakuläre Short-Seller-Attacke aus den USA. Und die ultimative Krise für einen Außenwerber: eine Pandemie, in der niemand mehr auf die Straße geht – und dementsprechend auch keine Außenwerbung mehr benötigt wird.
Es ist die Geschichte von Udo Müller. Anfangs mäßiger Schüler, der am Ende das drittbeste Abitur der Schule macht. Handballprofi in der Bundesliga. Mediziner, der trotz Bestnoten im Staatsexamen kurz vor Fertigstellung seiner Promotion ausgestiegen ist. Vor allem aber: ein Vollblut-Unternehmer.
Aus dem ursprünglich eher lokal agierenden, kleinen Kölner Außenwerber Ströer hat er in gut drei Jahrzehnten einen einzigartigen, diversifizierten Medienkonzern aufgebaut. Immer wieder ist er dabei auch gescheitert, haben sich hochfliegende Pläne zerschlagen. Auch davon erzählt Müller in schonungsloser Offenheit.
Seine Geschichte ist zugleich auch eine Wirtschaftsgeschichte der letzten vier Jahrzehnte: von den Jahren vor dem Fall der Mauer zur wilden Zeit, als der Westen den Osten wirtschaftlich besiedelte. Als nach der Jahrtausendwende der amerikanische Turbokapitalismus nach Deutschland kam und viele Börsenmillionäre werden wollten. Die Weltfinanzkrise der Jahre 2008 und 2009, die alle Firmen ordentlich durchschüttelte. Und schließlich der größte Umbruch aller Zeiten: die Digitalisierung, in deren Folge sich eigentlich jedes Unternehmen neu erfinden musste, wenn es überleben wollte.
Udo Müller ist ein Paradebeispiel für den Übergang der Old Economy zur New Economy sowie das persönliche und finanzielle Risiko eines Unternehmers, der mehr als einmal alles auf eine Karte setzt, dessen M