Es war an einem Freitagabend gegen halb zwölf, als ein sturzbetrunkener Mann Anfang 30 auf den Treppenstufen einer Provinzdisco saß und sich klar darüber wurde, dass er sein Leben verpfuscht hatte, dass er den Tiefpunkt erreicht hatte. Den tiefsten Punkt eines Lebens, das aus Arbeit und Alkohol besteht. Er erkannte, dass er ein verkorkstes Arschloch ist, das einen Scheiß auf seine Gefühle gibt, und auf die der anderen noch viel weniger. Schleim lief aus seiner Nase. Er wischte die Tränen ab. Leere füllte ihn aus. Tief gedemütigt, und doch nicht in der Lage, zu erkennen warum eigentlich genau, senkte er seinen Kopf. Seine Krawatte schwankte halb aufgeknöpft über dem mit Rotwein befleckten weißen Hemd. „Nein, so geht’s nicht mehr weiter“, ging es ihm durch den Kopf. Er torkelte nach draußen, um zu seinem Wagen zu kommen. „Nur heim“.
Während der Autofahrt musste der Mann anhalten. Er hatte nicht mehr dieses ungute Gefühl im Magen. Dennoch musste er sich übergeben. Nicht wegen des Alkohols. Der beruhigte seine geschundene Seele. Eher wegen des Schmerzes, den er fühlte. Seit Tagen.
Er stand gebeugt neben der Fahrertür. Das Autoradio dudelte. Und jetzt hörte er den Sänger. Zum ersten Mal seit langem fühlte er sich wieder geborgen. Ihm wurde schwindelig. Er hörte auf die Schreie in seiner Brust: „Wer denkst du, dass du bist? Jesus Christus – Superstar, wer meinst du, bist du“.
Er fiel zu Boden, sein Husten wollte nicht aufhören. Der Mann schlief auf dem Parkplatz ein, den Kopf neben einem Haufen Müll in einer Lache aus Erbrochenem.
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