Kapitel 1
Ismaels Erzählung, irgendwann, irgendwo …
Ich saß neben ihrem Bett. Doch ich wäre lieber am anderen Ende der Welt gewesen, als diesen Anblick ertragen zu müssen. Jede verdammte Sekunde, die verstrich, war für mich ein Kampf gegen die Tränen, ein Kampf gegen das Unausweichliche, welches ich nicht abwenden konnte. Mein Herz wog unendlich schwer, wie ich sie da liegen sah. Dünn, abgemagert, ausgezehrt. Die Krankheit hatte ihr alles Menschliche entrissen, sie zu einem Schatten ihrer selbst werden lassen. Und das Schlimmste war: Ich hätte es verhindern können.
Kleine Schweißtropfen standen auf ihrer Stirn. Liebevoll tupfte ich sie mit einem Tuch ab. Eines der wenigen Dinge, die ich noch für sie tun konnte. Sie öffnete die tiefliegenden Augen, die jeden Glanz verloren hatten. Das Feuer der Leidenschaft, das immer darin gebrannt hatte, war erloschen. Feucht und fiebrig blickten sie mich an. Sie hob unter größter Anstrengung die Hand und legte sie auf die meinen. „Sei nicht traurig“, flüsterte sie. „Ich gehe in eine bessere Welt. Und in ein paar Jahrzehnten darfst du mir folgen.“
Ich schluckte schwer, damit ich nicht in Tränen ausbrach. Sie war so tapfer. Trotz der starken Schmerzen spendete sie mir Trost oder versuchte es zumindest. Mit der linken Hand wischte ich mir über die Augen. Die Tränen waren jetzt nicht mehr zurückzuhalten. „Ich liebe dich so sehr“, schluchzte ich zwischen zwei Atemzügen. „Du bist das Beste, was mir je passiert ist. Weißt