: Marie Bernstein
: Briefe überdauern Stürme Eine Kiste voller Briefe und ein Geheimnis, das gleich zwei Leben für immer verändert
: beHEARTBEAT
: 9783751724227
: Die schönsten Familiengeheimnis-Romane
: 1
: CHF 4.40
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 333
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Dove Foster steht vor dem Aus ihrer Profikarriere als Eiskunstläuferin. Um ihre Probleme hinter sich zu lassen und wieder zu sich selbst zu finden, sucht sie Zuflucht im Familienanwesen Ashton Manor an der rauen Küste Kanadas. Doch statt der erhofften Ruhe und Abgeschiedenheit, stößt Dove gleich am ersten Tag auf eine Kiste mit Fotos und Briefen ihrer Großmutter Helen. Als sie auf einem Bild einen Mann entdeckt, den sie noch nie zuvor gesehen hat, ist ihr Interesse geweckt.

Dove möchte herausfinden, was es mit den Briefen auf sich hat. Sie erzählen Helens herzzerreißende Geschichte: von einer jungen Frau, die sich gegen ihre Familie behauptet, und einer tief empfundenen Liebe, die auf eine harte Probe gestellt wird. Während der gutaussehende und sympathische Polizist Chase ihr hilft, Licht ins Dunkel zu bringen, erkennt Dove, dass ihre eigene Familie ein gutgehütetes Geheimnis verbirgt. Und sie erfährt mehr über sich selbst, als sie hier zu finden gehofft hatte ...
Alle Romane der Familiengeheimnis-Reihe sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.
eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.



<p>Marie Bernstein wurde 1996 in der Schweiz geboren. Sie schreibt am liebsten Geschichten, die viel Drama und Liebe beinhalten, und begeistert sich für Charaktere, die nicht perfekt sind und manchmal unverzeihliche Fehler begehen. Denn das macht das Leben aus: Man lebt, um Fehler zu machen und anderen zu verzeihen. Inspiriert von zahlreichen Romanen begann sie 2012 mit dem Schreiben. Seitdem wird ihr Leben von zahlreichen Geschichten begleitet.</p>

Kapitel 1


Halifax, Kanada, August 1937


Donner grollte und erzeugte ein Echo in Helens Herzen. Blitze durchzogen den grauen Himmel über ihr. Schwarze und schwere Wolken hingen drohend über dem Crystal Crescent Beach, doch sie rannte ungeachtet des Windes weiter, der an ihrem blauen Rüschenkleid zerrte. Die Regentropfen auf ihrer erhitzten Haut zu spüren rief in ihr das Gefühl von Freiheit wach.

Helens nackte Füße hinterließen Spuren im feuchten Sand, in den sich ihre Zehen gruben, während ihr das blonde Haar ins Gesicht peitschte.

Den spitzenbesetzten Saum zog sie hinter sich her, mit größter Wahrscheinlichkeit war er voller Sand. Wenn Mutter das sehen würde, dachte Helen, würde sie der Schlag treffen.

Doch Mutter war nicht hier, sie hingegen schon. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, das immer breiter wurde, je schneller sie rannte. Ihre Lungen füllten sich mit Luft. Schwüler, salziger Luft.

Die junge Frau hielt nicht an, rannte weiter den Strand entlang. Das Rauschen der Wellen war ohrenbetäubend laut, während sie immer höher und höher wurden und sich schließlich am Strand brachen. Kühles Wasser umspielte die schlanken Beine und entlockte ihr ein Lachen. So klar und echt, dass sie gar nicht mehr aufhören konnte. Helen war glücklich wie schon lange nicht mehr.

Ihr Herz pochte wild in ihrer Brust, versicherte ihr, dass sie noch lebte und nicht in der Stube ihres Elternhauses langsam dahinsiechte, während sie mit einer Stickarbeit beschäftigt war.

Auch ihr Vater wäre wütend auf sie, wüsste er, wo sich Helen aufhielt. Sie war die jüngste Tochter und die einzige, die noch zu Hause lebte.

Ihre zwei älteren Schwestern Ernestine und Clementine waren bereits verheiratet und Teil des kanadischen Adels geworden. Nur sie, Helen Ashton, war noch zu haben und das in einer Zeit, in der vereinzelte Frauen studierten und werden konnten, was sie wollten, aber ihr Vater, Arthur Ashton, war kein Freund dieses Fortschrittes. Er liebte die Beständigkeit der Aristokratie, der Oberschicht, die verstaubt war und überschätzt wurde.

Mit ihren sechzehn Jahren war sie noch zu jung, um an eine Heirat zu denken oder eine Familie zu gründen. Sie wollte unabhängig sein, und vor allem wollte sich Helen nicht wegen dieser Liebessache in etwas drängen lassen, das sie nicht glücklich machte.

Das hier, dachte sie und drehte sich um ihre eigene Achse, sah dabei zum Himmel und zuckte nicht mit der Wimper, als ein Blitz für einen Augenblick alles illuminierte, machte sie glücklich. Allein am Strand zu sein, während der Sturm tobte und sich keine Menschenseele aus dem Haus wagte.

Es zog sie weiter, und je mehr Helen an Tempo gewann, desto mehr fing ihre Lunge an zu rebellieren. Sie ignorierte es, bis es nicht mehr ging. Das Stechen in der Seite machte ihr zu schaffen, genauso wie das Brennen in den Waden. Sie wurde langsamer und blieb auf einer kleinen Anhöhe stehen, überblickte die aufgebrachte See, während der Regen sie bis auf die Haut durchnässte.

Mit ihren Fingern strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und kam zu Atem. Die Zunge klebte an ihrem Gaumen.

Wie lange sie gerannt war, konnte Helen nicht sagen, aber dem Durstgefühl nach zu urteilen, das sie nun beschlich, war es lange genug gewesen.

Aus einem kindlichen Impuls heraus legte sie den Kopf in den Nacken und streckte die Zunge heraus. Tropfen um Tropfen landete darauf und linderte das Trockenheitsgefühl zumindest etwas. Immer wieder sammelte sie den Regen und schluckte ihn herunter. Salzig und doch süß zugleich.

Helen runzelte die Stirn und sah sich um.

Hatte sie jemanden gehört? Vom Haus kommt niemand her, dachte sie, als sie niemanden sehen konnte.

Der dün