2. KAPITEL
„Samthandschuhe, Ms. Whitmore!“, bekräftigte Mr. Carringham zum wiederholten Male. Am Telefon klang seine Stimme noch penibler, als sie es sonst schon war. „Diese italienischen Adeligen wollen mit Samthandschuhen angefasst werden. Immerhin will der Conte d’Oriza einen Tizian zur Auktion einbringen, vergessen Sie das nicht. Eine solche Gelegenheit erhält man nicht alle Tage. Also vermeiden Sie bitte alles, was den Grafen in irgendeiner Weise irritieren könnte.“
„Natürlich, Mr. Carringham“, versicherte Carolyn ihrem Arbeitgeber. Eine Strähne ihres blonden Haares hatte sich aus dem Chignon gelöst und war ihr ins Gesicht gefallen. Mit einer erschöpften Geste strich sie die Haare wieder zurück.
Sie war seit sechs Uhr früh auf den Beinen. In Heathrow hatte sie zwei Stunden auf ihren Flug nach Neapel gewartet, der aus unerfindlichen Gründen verspätet war. Nach der Zwischenlandung in Rom hatte sie weitere anderthalb Stunden in einem überfüllten Flieger gesessen, und jetzt suchte sie verzweifelt ein Taxi. Es war brütend heiß in Neapel, und ihr sorgfältig aufgebrachtes Make-up löste sich bei diesen Temperaturen langsam, aber sicher auf. Sie wollte eigentlich nichts anderes tun, als sich irgendwo hinzusetzen, die Beine auszustrecken und einen kühlen Drink zu genießen. Aber daran war im Moment nicht zu denken. Sie musste sehen, dass sie irgendwie nach Amalfi kam.
Sie winkte einen Taxifahrer herbei und zeigte dem Mann den Zettel mit der Adresse, die sie von ihrem Chef bekommen hatte. Ihr Italienisch, das sie in der Schule gelernt hatte, war nicht perfekt, aber es reichte aus, um sich verständlich zu machen. Das war einer der Gründe, warum Mr. Carringham sie für diesen Auftrag ausgewählt hatte. Das und die Tatsache, dass sie in den letzten beiden Jahren, seit sie im Auktionshaus angefangen hatte, hundertfünfzig Prozent Einsatz gezeigt hatte. Die sich jetzt hoffentlich bezahlt machen würden. „Der Palazzo d’Oriza in Amalfi. Wie weit ist das? Wie lange?“
Der Mann wiegte abschätzend den Kopf. „Eine Stunde. Anderthalb. Bitte, Signorina, steigen Sie ein. Ich bringe Sie sicher dorthin. Kein Problem!“
Er schob ihren Koffer auf den Rücksitz seines alten Mercedes und öffnete die Beifahrertür für sie. Seufzend ließ Carolyn sich auf den Ledersitz gleiten. Möglicherweise war sie gerade im Begriff, sich von der Mafia entführen zu lassen, aber sie war zu erschöpft, um ernsthaft besorgt zu sein. Sollten sie sie ihretwegen entführen, solange sie dabei nur sitzen konnte.
„Du bist zu gut zu ihr!“, stellte Marta mit missbilligendem Ton fest. Sie stand mit verschränkten Armen vor Davides Schreibtisch, wie üblich vollständig in Schwarz gekleidet und das Kinn kampflustig vorgereckt.
Davide hob den Blick von seiner Arbeit und sah sie erstaunt an. „Was meinst du damit? Zu wem bin ich zu gut?“
„Zu Amelie. Du weißt, dass sie versucht, dich einzufangen. Sie ist kalt und berechnend. Wenn du weiterhin zulässt, dass sie dich umgarnt, wird es ihr irgendwann gelingen, verlass dich darauf!“
Das Lächeln auf seinen Lippen erstarb. „Das wird es nicht. Ich habe nicht vor, mich jemals wieder an eine Frau zu binden. Nicht nach allem, was passiert ist. Nicht, nachdem ich Cinzia verloren habe.“
„Unsinn!“, rief Marta streng. „Nur weil Amelie nicht die Richtige ist, heißt das nicht, dass du keine andere Frau ansehen sollst. Du bist noch jung. Gerade einmal fünfunddreißig. Ich habe dich nicht großgezogen, damit du dein Leben wegwirfst und dich in diesem Mausoleum vergräbst. Du hast Besseres verdient als das.“
„Cinzia …“
„Vergiss Cinzia!“, herrschte sie ihn an. „Cinzia war anmaßend, arrogant und selbstsüchtig. Sie hat dich nur deines Geldes wegen geheiratet, und das weißt du!“
Davide stand abr