2. KAPITEL
Tess stolperte mit einer Flasche Aspirin in der einen und ihrer Sonnenbrille in der anderen Hand auf die Terrasse. Beim Anblick des Tageslichts stöhnte sie und setzte vorsichtig die Sonnenbrille auf.
„Kaffee, Ma’am?“, erkundigte sich Guadalupe, eine von vier Bediensteten, deren Gehalt in der Miete des Hauses enthalten war.
Tess nickte, was ein heftiges Pochen in ihren Schläfen zur Folge hatte. „Ja, bitte“, flüsterte sie.
Dankbar sank sie auf einen Stuhl am Tisch, der bereits zum Frühstück gedeckt war. Sie trank einen Schluck heißen Kaffee, nahm vier Aspirin und lehnte sich matt zurück. Die verdammten Möwen. Sie klangen so fröhlich und so laut. Machten sie jeden Morgen einen solchen Lärm?
Tess hatte noch nie einen Kater gehabt, und sie schwor sich, dass sie auch nie wieder einen haben würde, falls sie diesen überleben sollte.
„Möchten Sie sonst noch etwas, Ma’am?“
Fast wäre sie vor Schreck zusammengezuckt, da sie Guadalupes Anwesenheit schon wieder ganz vergessen hatte. Misstrauisch betrachtete sie, was auf dem Tisch stand. Orangensaft, Früchte, Würstchen, Eier und verschiedene Brötchen, Marmeladen, Brot – genug für eine kleine Armee.
„Danke, das wird reichen.“
Gewöhnlich trank Tess höchstens ein Glas Bier oder Wein zum Essen. Selbst im College, wo die meisten ihrer Studienkollegen ihre Freiheit von den Eltern mit ausgiebigen Trinkgelagen feierten, hatte sie lieber gebüffelt. Erfolgreich zu sein war stets das Wichtigste für sie gewesen, und daran hatte sich nichts geändert. Sie war überzeugt, dass sie diesen Kater überwinden konnte wie alle anderen Hindernisse auch – durch pure Entschlossenheit. Wenn sie ganz ruhig saß und sich nicht bewegte …
„Guten Morgen.“
Beim Klang der ruhigen männlichen Stimme erschrak sie. Langsam schob sie die Sonnenbrille auf den Kopf hinauf und sah blinzelnd zu Nick Trejo hoch. Sonnenlicht umstrahlte ihn wie ein greller Heiligenschein. Sofort zog Tess die Sonnenbrille wieder herunter. „Guten Morgen.“ Nach der letzten Nacht hätte sie kein so frühes T