Eine Annäherung
Wer Hamburg vom Süden aus mit der Bahn erreicht, passiert kurz vor der Einfahrt in den Hauptbahnhof einen Teil der HafenCity. Die Neubauten dieses immensen Stadtentwicklungsprojekts erstrecken sich auf einem weitflächigen Areal früherer Hafen- und Industrieanlagen. Wer genau hinsieht, erkennt einen Park mit einer ungewöhnlichen Gestaltung. Er wird durch eine Bodenfuge geteilt, die ihn mit einem etwas tieferliegenden Bereich verbindet. Dort sind Reste alter Gleisanlagen zu erkennen. Beides gehört zu dem2017 eingeweihten Gedenkort „denk.mal Hannoverscher Bahnhof“. Wie vergleichbare Projekte – der Erinnerungsort Alter Schlachthof in Düsseldorf und die Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle – erinnert der Hamburger Gedenkort an die von hier aus durchgeführten Deportationen von mehr als8000 Juden sowie Sinti und Roma zwischen1940 und1945 in mehrere Ghettos und Vernichtungslager. Dafür waren auch weitere Gebäude in der Umgebung des Bahnhofs genutzt worden.
Als einer von vielen lokalen Tatorten des Holocaust blieb der Hannoversche Bahnhof jahrzehntelang unbeachtet. Von1906 an wurde er nur noch für den Güterverkehr genutzt, seit1999 ist er gar nicht mehr in Betrieb. Das historische Empfangsportal wurde1955 abgerissen, die Seitengebäude verschwanden wenige Jahre später. Mit der Umwandlung des innerstädtischen Hafengebiets zur HafenCity begann2001 auch der Rückbau der Gleisanlagen. Bevor der Hannoversche Bahnhof aber in Gänze verschwand, geriet seine Nutzung während des Holocaust in den Blick. Noch1993 hatten engagierte Bürger lediglich die Anbringung einer Tafel im Hauptbahnhof erreicht, um an die Deportierten zu erinnern. Auf viel mehr wagte kaum jemand zu hoffen. Doch in den2000er Jahren änderten sich die Bedingungen: Durch das Engagement von Bürgern sowie von Institutionen wie derKZ-Gedenkstätte Neuengamme oder der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg