: Jules Verne
: mehrbuch Verlag
: Der grüne Strahl Klassiker der Weltliteratur
: Books on Demand
: 9783756209378
: 1
: CHF 1.80
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 238
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Erzählt wird die Geschichte der jungen Helena Campbell, die von ihren beiden Onkeln Sib Melvill und Sam Melvill erzogen wird. Als sie von diesen verheiratet werden soll, erklärt sie, sie werde nicht heiraten, ehe sie den grünen Strahl gesehen habe: den letzten Funken grünen Lichts beim Sonnenuntergang, der nur sehr selten an klaren Tagen am Meer beobachtet werden kann. Einer alten Legende zufolge kann sich derjenige, der das grüne Licht gesehen hat, in Liebesdingen nicht irren. #wenigeristmehrbuch

Jules-Gabriel Verne war ein französischer Schriftsteller.

 Zweites Kapitel.


Helena Campbell.

 

Das von den Brüdern Melvill und Miß Campbell bewohnte Landhaus lag eine (englische) Meile von dem freundlichen Städtchen Helensburgh, am Ufer des Gare-Loch, einer jener pittoresken Einbuchtungen, welche sich hier und dort am linken Clyde-Ufer in's Land hineinziehen.

Während des Winters hausten die Brüder Melvill und ihre Nichte in einem alten Hôtel der West-George-Street, im aristokratischen Viertel der Neustadt von Glasgow, unsern des Blythswood-Square. Hier hielten sie sich sechs Monate lang im Jahre auf, wenn sie nicht eine Laune Helena's – der sich die Brüder ohne Widerrede fügten – auf lange Zeit von der Heimat weg, nach den Küstenländern Italiens, Spaniens oder Frankreichs entführte. Während dieser Reisen sahen sie nur noch mit den Augen des jungen Mädchens, gingen dahin, wohin es ihr zu gehen beliebte, verweilten, wo es ihr gefiel zu bleiben, und bewunderten nur, was sie gerade bewunderte. Wenn Miß Campbell dann ihr Album, in welchem sie ihre Bleistiftzeichnungen oder mit der Feder ihre Reiseeindrücke aufbewahrte, geschlossen hatte, begaben sie sich friedlich wieder auf den Rückweg nach dem Vereinigten Königreiche und bezogen, nicht ohne eine gewisse Befriedigung, die behaglich vornehme Wohnung in der West-George-Street.

Schon war der Monat Mai drei Wochen alt, und Bruder Sam und Bruder Sib fühlten ein unstillbares Verlangen, auf's Land überzusiedeln. Das ergriff sie gerade in dem Augenblicke, wo Miß Campbell den nicht weniger lebhaften Wunsch zu erkennen gab, gleichzeitig mit Glasgow dem Geräusche einer großen Industriestadt, dem geschäftlichen Treiben, welches zuweilen bis in das Quartier des Blythswood-Square fluthete, zu entfliehen, endlich einen weniger verräucherten Himmel wieder zu sehen und eine minder mit Kohlensäure überladene Luft zu athmen, als den Himmel und die Luft dieser alten Metropole, deren commercielle Bedeutung die Tabaksgrafen, »Tabacco- Lords«, vor Jahrhunderten begründet haben.

Das ganze Haus, Herren und Dienerschaft, reiste also nach dem, höchstens zwanzig Meilen entfernten Landsitze ab.

Es ist ein hübscher Ort, das Städtchen Helensburgh. Man hat es zu einer Gesundheitsstation gemacht, welche vielfach von denen aufgesucht wird, welche in der glücklichen Lage sind, ihre gewohnten Spaziertouren am Clyde mit einem Ausfluge nach dem, von allen Vergnügungsreisenden hochgeschätzten Lac Katrine oder nach dem Lac Lomond zu vertauschen.

Eine Meile von diesem kleinen Städtchen entfernt, am Ufer des Gare-Loch hatten die Brüder Melvill den reizendsten Platz ausgewählt, um daselbst ihr Landhaus zu errichten.

Es lag hier versteckt in prächtigen Bäumen, mitten in einem Netze klarer Wasseradern, auf wechselndem Terrain, das sich zur Anlegung eines Parkes ganz vorzüglich eignete. Erquickende schattige Partien, frisch grünender Ras