: Ilka Hoffmann
: Die Schule in der Demokratie als Schule der Demokratie Bildungsreformen als Fundament eines demokratischen Way of Life
: LiteraturPlanet
: 9783754659816
: 1
: CHF 6.60
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: Pädagogik
: German
: 162
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Lebendigkeit einer Demokratie hängt nicht in erster Linie von der Funktionsfähigkeit ihrer formalen Mechanismen ab. Wichtig ist dafür vor allem ein von Solidarität und Empathie, Eigenverantwortung und Diskursbereitschaft getragener Alltag. Dieser muss folglich auch das Leben und Lernen in der Schule bestimmen. Was muss sich dafür ändern? Welche historisch bedingten Strukturen und Routinen stehen einer demokratischen Entwicklung entgegen? Welche Ansätze gibt es zu einer demokratischen, zukunftsfähigen Schule?

Ilka Hoffmann, Jahrgang 1964, hat nach ih-rem Studium an den Pädagogischen Hoch-schulen Weingarten und Heidelberg zu¬nächst fünf Jahre lang als Deutsch-Lektorin an russischen Hochschulen unterrichtet. Ab 1998 war sie als als Lehrerin tätig. Die hierbei gemachten Erfahrungen hat sie auch in ihrer Dissertation verarbeitet (Gute Jungs kommen an die Macht, böse auf die Sonderschule; 2006). Sie war auch in der Personalrats- und Gewerkschaftsarbeit aktiv und hat zahlreiche Fachartikel veröffentlicht.

Wie das deutsche Schulsystem so wurde, wie es ist.

Ein Blick auf die Entwicklung seines Fundaments

im 18. und 19. Jahrhundert

 

 

Schleppende Einführung der Schulpflicht


 

Am 28. September 1717 sah sich der preußische König Friedrich Wilhelm I. – der später als"Soldatenkönig" in die Geschichte eingehen sollte – veranlasst, sein Missvergnügen zu bekunden."Missfällig" müsse er vernehmen,"dass die Eltern, absonderlich auf dem Lande, in Schickung ihrer Kinder zur Schule sich sehr säumig erzeigen". Sowohl was"das Lesen, Schreiben und Rechnen betrifft, als auch in denen zu ihrem Heil und Seligkeit dienenden Stücken" müsse"die arme Jugend" so"in große[r] Unwissenheit" aufwachsen(1).

Um diesem"höchst verderblichen Übel" abzuhelfen, verfügte der König daher,"dass hinkünftig an denen Orten, wo Schulen seyn, die Eltern bei nachdrücklicher Strafe gehalten sein sollen", die Kinder zur Schule zu schicken – allerdings nur dann, wenn sie sie"bei ihrer Wirtschaft" nicht benötigen. Die Schulpflicht sollte deshalb"im Winter täglich" gelten, im Sommer aber nur"ein oder zweimal die Woche, damit die Kinder"dasjenige, was im Winter erlernet worden, nicht gänzlich vergessen mögen". Ferner sollten die Eltern ein Schulgeld entrichten – das allerdings vor Ort über"Almosen" finanziert werden sollte, falls die Eltern das Geld nicht aufbringen könnten(2).

Angesichts der Einschränkungen, die die Verordnung enthielt, war es kein Wunder, dass sie im Land keine große Beachtung fand. Erschwerend kam hinzu, dass es das, was wir heute unter"Schulen" verstehen, damals noch gar nicht gab. Insbesondere in ländlichen Gegenden – wo damals der weitaus größte Teil der Bevölkerung lebte – war der Unterricht eher eine Ergänzung der Unterweisung im Katechismus. Zuständig dafür war in der Regel der Küster, dem dafür zudem weder geeignete Räumlichkeiten noch entsprechende Materialien zur Verfügung standen.

So sah vor allem die Landbevölkerung keinen Sinn darin, ihre Kinder in die oft weit entfernten, schlecht ausgestatteten"Schulen" zu schicken und dafür auch