: Evelina Jecker Lambreva
: Im Namen des Kindes
: Braumüller Verlag
: 9783992003280
: 1
: CHF 19.90
:
: Spannung
: German
: 232
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Nach dem Verschwinden einer jungen Frau wird die ehemalige Sozialarbeiterin und Mitarbeiterin einer Opferberatungsstelle in eine Reihe merkwürdiger Ereignisse verstrickt. Erst verunglückt ein bekannter Gynäkologe tödlich, dann wird ein Psychiater ermordet. Es scheint, als hätte die verschwundene Rebecca etwas mit den Todesfällen zu tun. Magdalena beginnt in ihrer Vergangenheit zu graben und stößt auf ein prominentes Paar, das vor vielen Jahren um jeden Preis ein Kind haben wollte. In Evelina Jecker Lambrevas neuem Roman zeigt sich, dass Kinderwunsch und Kindeswohl auch im Widerspruch zueinander stehen können. Bei allen Chancen, die die künstliche Befruchtung bietet, bringt sie dennoch ethische Probleme mit sich, die im schlimmsten Falle zu einer Katastrophe führen können.

Evelina Jecker Lambreva, 1963 in Stara Zagora, Bulgarien, geboren, lebt seit 1996 in der Schweiz. Sie arbeitet als niedergelassene Psychiaterin und Psychotherapeutin in Luzern und als Klinische Dozentin an der Universität Zürich. Ihr literarisches Schaffen in deutscher Sprache begründete sie mit dem Gedichtband 'Niemandes Spiegel' sowie den Erzählbänden 'Unerwartet' und 'Bulgarischer Reigen'. Bei Braumüller erschienen: Vaters Land (2014), Nicht mehr (2016) und Entscheidung (2019)

TEIL I


MÜTTER


Kurz vor Mittag reißen aufgeregte Stimmen im Korridor Rebecca aus ihrer Arbeit. Im nächsten Augenblick klopft es an ihre Türe, und bevor sie „Ja“ rufen kann, steht schon ihre Mutter in Rebeccas Büro.

„Maman!“ Rebecca springt vom Stuhl hoch und starrt sie entsetzt an. „Warum verpisst du dich nicht endlich aus meinem Leben?!“

„Du Miststück!“, faucht ihre Mutter.

Das blonde Haar der Mutter ist zu einem kühnen, bewusst schief aufgerichteten Pferdeschwanz gebunden. Der marineblau leuchtende Haargummi aus Samt passt perfekt zu ihrem navyfarbenen Hosenanzug. Haselnussbrauner Lippenstift. Der Blick unter ihren hochgezogenen Brauen sprüht Wut, das Kinn zittert, die Stimme bebt drohend. Eine furchteinflößende Königin der Nacht, das ist ihre Mutter. Wie kann man bloß hübsch sein wie ein Engel – und gnadenlos wie Satan?

„Was bildest du dir ein? Dass du über mein Leben regieren kannst?“, zischt die Mutter.

„Das tue ich doch nicht!Du lässtmich nicht in Ruhe!“

„Ich werde nun jeden Tag vorbeikommen!“, brüllt ihre Mutter.

„Nein, das wirst du nicht!“ Auch Rebecca beginnt jetzt zu schreien.

„Ich werde jeden Tag hierherkommen, um dich daran zu erinnern, dass du eine Mutter hast! Solange wir beide leben, werden wir uns nicht los. Hast du das noch nicht begriffen, Rebecca?“, kräht die Mutter weiter.

„Lass mich endlich in