: Joseph D. Unwin
: Stefan Baus
: Sexualität und Gesellschaft Warum sexuell freizügige Gesellschaften langfristig scheitern
: Books on Demand
: 9783756262625
: 1
: CHF 5.20
:
: Soziologie
: German
: 200
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In seiner großen Studie Sex and culture aus dem Jahr 1934 untersuchte der britische Ethnologe Joseph D. Unwin den Zusammenhang zwischen den jeweils geltenden Sexualnormen und der gesellschaftlichen Entwicklung. Dazu wertete er eine immense Fülle an ethnologischen und historischen Daten aus - aus der Zeit der Babylonier bis ins 20. Jahrhundert. Seine Ergebnisse sind heute aktueller denn je. Unwin wies nach, dass der Aufstieg und Niedergang einer Kultur eng mit der Frage verknüpft ist, wie sehr es einer Gesellschaft gelingt, Monogamie und Familienwerte zu fördern. Gesellschaften, in denen sexuelle Freizügigkeit über drei Generationen hinweg die Kultur prägten, befanden sich in allen untersuchten Beispielen im Niedergang. Bei der vorliegenden Ausgabe handelt es sich um die erste deutschsprachige Teilübersetzung von Unwins Sex and culture, die alle für den Gedankengang zentralen Abschnitte sowie - in beispielhaften Auszügen - ethnologische und historische Belege enthält.

Joseph D. Unwin (1895-1936) war ein britischer Ethnologe. Von 1924 bis 1934 studierte und forschte er an der Universität Cambridge in den Fächern Gesellschaftsanthropologie und Psychologie. An seinem Hauptwerk Sex and culture arbeitete er nahezu ein Jahrzehnt.

Warum sexuell freizügige Gesellschaften langfristig scheitern – Vorbemerkungen des Übersetzers


Schlaglichter auf den Wandel der Sexualnormen

Am 5. Juni 1956 trat Elvis Presley, der „King of Rock ´n Roll“, in der US-amerikanischen Milton-Berle-Show auf und spielte den SongHound dog. Gekleidet war er, wie damals als Musiker üblich, mit Hemd, Anzug und schwarzer Hose. Gegen Ende, während eines langsameren Blues-Teils, machte der Sänger vor dem Mikrofon für einige Sekunden laszive Hüft- und Beinbewegungen im Rhythmus des Songs. Das Publikum reagierte unterschiedlich, teils mit verzücktem Klatschen und Begeisterung, aber auch mit Erstaunen und Fassungslosigkeit. Die Brisanz von Presleys erotischen Bewegungen war für alle im Saal spürbar. In den Medien löste der Auftritt umgehend einen Skandal aus. Presley wurde vorgeworfen, dass er „körperlich enthemmt und fanatisiert“ auftrete und sein Tanz „voller sinnlicher, jugendgefährdender Impulse“ sei.1 Die Heftigkeit der Reaktionen lag darin begründet, dass der Sänger mit seinem aufreizenden öffentlichen Auftritt gegen die damaligen Sexualnormen verstieß. Mit vehementen Protesten versuchte das damalige Establishment die strengen Sitten und Werte zu verteidigen, mit denen es s